Wiederentdeckung eines Homburger „Hofcompositeurs“

Homburg · Im 18. Jahrhundert war Sigismund von Rumling Hofkomponist auf Schloss Karlsberg in Homburg. Einige seiner Sinfonien hat der Dirigent Markus Korselt in Archiven aufgestöbert und restauriert. Zusammen mit dem Stuttgarter Kammerorchester führt er sie am Sonntag in Homburg auf.

Homburg hat die Klinik und sonst nicht viel. Nur noch Ruinen sind übrig von der gigantischen Schlossanlage auf dem Karlsberg, die im 18. Jahrhundert sowohl gebaut als auch zerstört wurde. Regent Karl II August von Zweibrücken prunkte und prasste, ging auf die Jagd und pflegte die Musik. Die französische Revolution fegte ihn und sein Schloss hinweg.

Musik liebende Menschen gibt es noch heute in Homburg. Der Saarbrücker Dirigent Markus Korselt hat nun den Hofcompositeur Sigismund von Rumling (1747-1825) ausgegraben und in mühevoller Kleinarbeit vier Sinfonien orchestertauglich gemacht. Korselt, der Kapellmeister des 21. Jahrhunderts, gewann den ersten Höreindruck durch eine Software, die die eingespeiste Partitur in sinfonischen Computerklang verwandelte. Besser haben es Besucher des Sonderkonzertes am 12. Mai, denen ein Programm wie aus Beethovens Zeiten geboten wird - gleich drei Sinfonien des Komponisten gibt's im ersten Teil des Konzertes.

Nach der Pause bringt Solist Gustav Rivinius das virtuose Cellokonzert in D-Dur von Joseph Haydn zur Aufführung - auch dieses Werk war bis 1961 verschollen. Das Stuttgarter Kammerorchester spielt anschließend noch die vierte Rumling-Sinfonie. Aber keine Angst, die Sinfonien seien "relativ kurz und knackig", sagt Korselt. Der Beginn der Es-Dur Sinfonie halte eine lehrbuchhafte "Mannheimer Walze" bereit - vom "pianissimo, über ein riesiges Crescendo" bis zum Höhepunkt -, bei der immer mehr Instrumente einsetzen.

Die Musiker und der Dirigent sind begeistert von der fast "anarchistischen Experimentierfreude" des in fürstlichen Diensten stehenden Tonkünstlers, der die barocke Strenge verlässt und die "Gesetze" der Klassik noch nicht kennt. Rumling war kein Umstürzler, seine Musik bleibt freundlich, rund und festlich. Korselt schwärmt von der E-Dur Sinfonie: "Ein sagenhafter Melodienreichtum, wunderschön zum Mitsingen, feierlich und anrührend, einfach prachtvoll."

Konzert "Sigismund von Rumling - der Homburger Mozart" am Sonntag, 18 Uhr, im Saalbau Homburg. Tickets für 16,50 Euro unter Tel. (0 68 41) 10 11 69.

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