Wie wirkt Trump in Deutschland?

Peter Stefan Herbst Chefredakteur

saarbruecker-zeitung.de/woche

Meinung:

Wie wirkt Trump in Deutschland?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Wahlergebnis in den USA ist eine Niederlage für das Establishment und die Eliten in den USA - aber auch eine nachdrückliche Warnung an etablierte Parteien in Europa.

Für unzufriedene und von der Politik enttäuschte Wähler sind Erfahrung, gut geplante Wahlkampagnen , besonnenes Auftreten oder prominente Unterstützer nicht unbedingt Vorteile. Im Gegenteil: Gerade lange Zugehörigkeiten zu Parteien oder Regierungen können zum größten Nachteil werden, wenn sich der Unmut gegen das System und die sie tragende politische Klasse richtet. Das ist Hillary Clinton passiert. Bei der Wahl zwischen zwei Übeln, entscheiden sich viele nicht für das vermeintlich kleinere, sondern gegen das länger bekannte.

Unerfahrenheit und fehlende politische Korrektheit sind für Wähler kein Makel. Donald Trump mag noch abgehobener sein als Hillary Clinton . In seiner Wortwahl ist er es nicht.

Dass ein traditioneller Politiker-Typ breite Wählerschichten immer weniger gut erreicht, ist kein neues Phänomen. Die Zahl der Stammwähler etablierter Parteien geht in Europa seit Jahren zurück. Die Mobilisierung langjähriger Nichtwähler gelingt vor allem neuen politischen Strömungen - in Deutschland zuletzt der AfD. Sie fühlt sich durch den Erfolg von Trump bestätigt. Ist er doch aus ihrer Sicht ein Symbol für den Niedergang des linksliberalen Mainstreams im Westen. Andererseits könnte Trump auch Reaktionen provozieren, die zur Zeit unpopuläre Gegenentwürfe wie Angela Merkel plötzlich wieder attraktiver erscheinen lassen. Auch immer wechselhaftere Wähler suchen langfristig Orientierung und Halt.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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