Wie Spielwaren-Läden erfolgreich bleiben

Saarbrücken · Die Zahl der Spielwaren-Läden in Deutschland geht immer weiter zurück. Doch es gibt einige Spezialisten, auch an der Saar, die mit viel Kreativität und wenig Personal weiter um die Gunst der Kunden kämpfen.

 Nicole Hager und Vanessa Drumm-Merziger (rechts) in ihrer „spielbar“ in Saarbrücken. Foto: Dietze

Nicole Hager und Vanessa Drumm-Merziger (rechts) in ihrer „spielbar“ in Saarbrücken. Foto: Dietze

Foto: Dietze

. Aus dem Regal lächelt ein Esel entgegen, Seite an Seite sitzen Puppen im Regal, zwei Schritte weiter reihen sich Schachteln mit Kinderspielen aneinander. Auf 80 Quadratmetern präsentiert die "spielbar" im Nauwieser Viertel Saarbrücken ein ausgewähltes Angebot an Spielen und Spielzeug. Seit neun Jahren sind die Inhaberinnen Vanessa Drum-Merziger und Nicole Hager mit ihrem Geschäft erfolgreich - und zeigen damit, dass das Konzept Spielwarenladen noch funktionieren kann. "Unser Vorteil ist, dass wir nicht, wie viele der alten Läden, mit großem Sortiment und großer Fläche arbeiten", sagt Hager. "Stattdessen wählen wir unser Sortiment genau aus, wechseln häufiger und dekorieren ständig um, damit wir nicht langweilig wirken."

Während die Umsätze im deutschen Spielemarkt seit Jahren steigen - 2014 hat die Branche nach Angaben des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) 2,8 Milliarden Euro umgesetzt - sieht es beim Spielwarenhandel umgekehrt aus. Die Zahl der Läden geht zurück. Gab es 2011 3555 Läden in Deutschland, waren es 2013 noch 2038. Tendenz fallend. Kleine Läden verschwinden. Der Umsatz verteilt sich auf größere Läden.

Gerade die hohen Mieten in den Innenstadtlagen sind durch die geringen Margen häufig nicht mehr zu erwirtschaften. Prominentes Beispiel war vor vier Jahren "Spiel + Kunst" in Saarbrücken . Wegen hoher Kosten und zu geringen Umsatzes musste das Geschäft aufgeben. Auch die Konkurrenz durch den Internethandel nimmt zu. 28 Prozent der Spielwaren wurden 2014 im Internet gekauft, drei Prozentpunkte mehr als 2013. Der Marktanteil des Fachhandels ist von 38 auf 37 Prozent gesunken. BVS-Geschäftsführer Willi Fischel geht davon aus, dass der Internethandel zunehmend mit dem stationären Handel zusammengehen wird. "Heutzutage gibt es kaum noch einen stationären Händler , der nicht auch online unterwegs ist", sagt er.

Solch eine Händlerin ist Rita Barth aus Ottweiler. Neben dem klassischen Laden betreibt sie einen Internet-Shop und bestreitet damit ein Drittel ihres Umsatzes. Trotzdem sieht sie Chancen für den stationären Laden. Vor allem bei Puppen und Kuscheltieren sei das Internet keine Konkurrenz: "Die wollen sie sehen, anschauen und vor allem auch riechen können", sagt sie. "Dafür kommen die Kunden noch in den Laden." Auch bei Spielen hat Spielwaren Barth ein breites Sortiment - als einer von wenigen Fachhändlern im Saarland. Sie profitiere auch vom Spiele-Verein Spiele Lagune in Ottweiler, der Kunden bringe. Man müsse gegen die Konkurrenz großer Warenhaus-Ketten angehen, die mit Ramsch-Preisen etwa beim Spiel des Jahres dem Fachhandel Konkurrenz machen.

Das sieht auch Jutta Komarnicki, Inhaberin des Spielwarenladens Kunterbunt in St. Wendel, so. Dort hat man kaum noch Spiele im Programm: "Das rechnet sich oft nicht mehr, weil wir die Rabatte der großen Händler nicht bekommen", sagt sie. "Die können die Spiele oft zu unserem Einkaufspreis anbieten." Gerade Mütter und Großeltern würden aber die Beratung im Geschäft schätzen. "Bei uns geht es nur, weil der Laden inhabergeführt ist und keine Angestellten hat", sagt Komarnicki. Und weil ihr Ehemann als Rentner mithilft. Nicole Hager und Vanessa Drumm-Merziger sind für ihre "spielbar" optimistisch. "Wenn wir es schaffen, dass die Kunden gerne bei uns sind, weil wir sie und auch die Kinder kennen, dann klappt das auch mit dem kleinen Einzelhandel - sogar ohne Internet ", sagt Hager.

Meinung:

Verlust der Spielekultur

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Zunehmend verschwinden kleine Spieleläden aus den Stadtbildern, während immer mehr Spielwaren und Spiele von größeren Läden verkauft werden. Für die Spielekultur ist das ein großer Verlust. Denn gerade kleine, inhabergeführte Läden haben auch Außenseiterspiele von Kleinverlagen im Programm. Spiele, die erklärungsbedürftig sind und keine großen Margen versprechen. Große Kaufhäuser setzen auf eingeführte Marken mit massentauglichen Spielen. Die kleinen Verlage haben die deutsche Spieleszene zu dem gemacht, was sie heute ist. Finden sie keine Käufer mehr, droht die deutsche Spielekultur, die weltweit beachtet wird, verloren zu gehen.

Zum Thema:

HintergrundNeben Spielwaren konnten auch Spiele und Puzzles im vergangenen Jahr zulegen. Bei den Puzzles gab es ein Umsatzplus von 8,4 Prozent, das Segment der Familienspiele ist sogar um 12,6 Prozent gewachsen. jwo

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