Wie soll ein Autobahnzubringer filigran sein?

Koblenz. Womöglich schwiegen die deutschen Denkmalschützer anfangs, weil sie konsterniert waren von der Unesco-Entscheidung am vergangenen Freitag, grünes Licht für die geplante Mittelrheinbrücke zu geben, die die denkmalgeschützte Naturlandschaft unweit der Loreley zerschneiden wird. Gestern aber meldete sich der Internationale Rat der Denkmalpflege (Icomos) kritisch zu Wort

Koblenz. Womöglich schwiegen die deutschen Denkmalschützer anfangs, weil sie konsterniert waren von der Unesco-Entscheidung am vergangenen Freitag, grünes Licht für die geplante Mittelrheinbrücke zu geben, die die denkmalgeschützte Naturlandschaft unweit der Loreley zerschneiden wird. Gestern aber meldete sich der Internationale Rat der Denkmalpflege (Icomos) kritisch zu Wort. Im Deutschlandradio Kultur erklärte Deutschland-Chef Michael Petzet, das Rheintal werde an neuralgischer Stelle getroffen. Eine Rheinquerung in Höhe der mittelalterlichen Orte St. Goar und St. Goarshausen werde erheblich mehr Verkehr in das Tal leiten. Nach den Plänen der Mainzer Landesregierung soll die Brücke einerseits für eine Anbindung an die beiden rheinparallelen Autobahnen A 3 und A 61 sorgen und andererseits an bestehende Uferstraßen angebunden werden und hierbei die Bahntrassen überragen müssen. Im Entwurf des ersten Preisträgers mutet die von der Unesco durchgewunkene Brücke zwar filigran an, indessen ist fraglich, ob sie realiter so beschaulich aussehen wird. Nicht nur, dass sie als Hochbrücke dem Schiffsverkehr Rechnung tragen muss; in ihrem weiteren Verlauf werden die zu überwindenen gewaltigen Höhenunterschiede zwischen den Seitentälern und den auf der Höhe verlaufenen Autobahnen unweigerlich weitere Straßenbauten nach sich ziehen.Icomos-Vertreter Petzet erinnert daher daran, dass das Projekt, dessen Unesco-Duldung der "glänzenden Lobbyarbeit" der Landesregierung geschuldet sei, an zwei Autobahnen und Bundesstraßen und eine Anbindung an den Flughafen Hahn gekoppelt sei. Was dies für die Anwohner bedeuten wird, ist absehbar: eine Potenzierung des Lärms. cis

Auf einen BlickDie 15 neuen Unesco-Kulturerbestätten (910 sind es künftig):1) Australien: Historische Strafgefangenenlager; 2) Brasilien: Platz São Francisco in São Cristóvão; 3) China: Dengfeng (Konfuzianisches Zentrum); 4) Frankreich: Bischofsstadt Albi; 5) Indien: "Jantar Mantar"-Observatorium in Jaipur; 6) Iran: Ensemble Scheich Safi al-din Khanegah in Ardabil; 7) Iran: Basar in Tabriz; 8) Republik Korea: Historische Dörfer Hahoe und Yangdong; 9) Marshallinseln: Bikini-Atoll; 10) Mexiko: Historischer Handelsweg Camino Real de Tierra Adentro; Mexiko: Prähistorische Höhlen von Yagul und Mitla; 12) Niederlande: Amsterdamer Grachtengürtel; 13) Saudi-Arabien: Historischer Bezirk von At-Turaif in Ad-Diriyah; 14) Tadschikistan: Archäologische Stätte Sarazm; 15) Vietnam: Kaiserliche Zitadelle von Thang Long in Hanoi. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort