Wie man Sonnenstrom exakt misst

Saarbrücken. Das zunehmende Angebot von Solarstrom aus Photovoltaik (PV)-Anlagen stellt die Betreiber der Stromnetze vor neue Herausforderungen. Sie können nicht genau vorausberechnen, wieviel elektrische Sonnenenergie in das Netz fließt

Saarbrücken. Das zunehmende Angebot von Solarstrom aus Photovoltaik (PV)-Anlagen stellt die Betreiber der Stromnetze vor neue Herausforderungen. Sie können nicht genau vorausberechnen, wieviel elektrische Sonnenenergie in das Netz fließt. Das kann unter anderem dazu führen, dass beispielsweise Stadtwerke teure Regelenergie an der Leipziger Strombörse EEX einkaufen, obwohl im Netz genügend in der Region erzeugter Sonnenstrom zur Verfügung steht.Hier soll eine neue Software (Sol-Informer) Abhilfe schaffen, die von zwei Saarbrücker IT-Unternehmen entwickelt wurde und als Prototyp bereits zur Verfügung steht. Bei den Software-Firmen handelt es sich um Luxea und Metalevel, die eine Kooperation eingegangen sind. "Die Crux ist, dass nur die Betreiber von größeren PV-Anlagen verpflichtet sind, ihre jeweilige Leistung zu messen und sie an Netzbetreiber weiterzugeben", erläutert Martin Ney (Foto: Luxea), Geschäftsführer und Inhaber von Luxea. "Diese stellen allerdings nur 25 Prozent der PV-Leistung zur Verfügung. Der Rest kommt von Kleinerzeugern, deren potenzielles Angebot nicht gemessen werden muss." Sol-Informer rechnet die Leistung der kleinen PV-Anlagen auf Basis der Mess-Ergebnisse hoch, die die Betreiber großer Solaranlagen liefern. "Auf diesem Weg lässt sich auf Basis der Wetterdaten wesentlich besser als bisher ermitteln, wieviel Sonnenstrom am nächsten Tag zur Verfügung steht", sagt. Ney. Auch die Abrechnung mit den Betreibern kleiner PV-Anlagen werde erleichtert. Denn Basis der Prognose ist ein umfangreiches PV-Kataster, das auf der Dokumentenmanagement-Software von Metalevel beruht. Dort fließen Parameter ein, die für die Ernte von Sonnenstrom wichtig sind: Größe des Solarfeldes, Anzahl der Sonnenstunden, Himmelsrichtung oder eine mögliche Verschattung durch Bäume oder Nachbarhäuser. "Die Netzbetreiber müssen diese Daten in Sol-Informer eingeben und sie um neu angemeldete PV-Anlagen ergänzen", macht Metalevel-Inhaber Peter Raber (Foto: Metalevel) deutlich. "Dann haben sie ein sehr zuverlässiges Instrument an der Hand, um das Angebot an PV-Strom zu ermitteln."

Diese Prognose-Sicherheit ist für die Netzbetreiber kein Luxus, sondern wird inzwischen von der Bundesnetz-Agentur eingefordert. Denn im September vorigen Jahres war es beinahe zu einem Zusammenbruch des Netzes gekommen, weil wesentlich mehr Sonnenstrom vorhergesagt worden war, als nachher tatsächlich zur Verfügung stand. "Daraus hat die Agentur ihre Lehren gezogen", sagt Ney. Außerdem steige das Angebot an Sonnenstrom sprunghaft. An sonnenreichen Sommertagen könnten PV-Anlagen heute schon 40 Prozent des bundesdeutschen Stromverbrauchs abdecken. Luxea ist bereits seit zehn Jahren mit der Software "Sol-Invest" im Stromgeschäft mit der Sonne tätig. Handwerker nutzen Sol-Invest, um anhand der Daten einer PV-Anlage die Rentabilität einer Solaranlage zu ermitteln.

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