Gesund leben Warum gutes Körperfett zum Gesundheitsproblem wird

Saarbrücken · Körperfett ist nicht generell ein Problem, im Gegenteil. Fett ist eine wichtige Energiereserve, hält den Körper warm und schützt als Druckpolster an Gesäß und Füßen. „75 bis 90 Prozent unseres Fettes sind direkt unter der Haut, über der Muskulatur gespeichert.

 Blick mit dem Computertomografen von oben her in den unteren Bauchraum zweier Patienten, die mit einem BMI von 24 Normalgewicht haben. Links lagern 1,1 Liter Eingeweidefett, rechts jedoch 4,2 Liter (weiß).

Blick mit dem Computertomografen von oben her in den unteren Bauchraum zweier Patienten, die mit einem BMI von 24 Normalgewicht haben. Links lagern 1,1 Liter Eingeweidefett, rechts jedoch 4,2 Liter (weiß).

Foto: University Westminster

Bei Frauen sitzen die größten Energiereservoirs am Gesäß, auf den Hüften und an den Oberschenkeln. Bei Männern ist das meiste Fett am Oberkörper gespeichert, vorwiegend am Bauch“, erklärt der Ernährungswissenschaftler Professor Dr. Nicolai Worm.

Dieses Unterhautfett ist Hauptproduzent des Sättigungshormons Leptin, das den Appetit senkt, den Energieverbrauch ankurbelt und somit den Fettabbau fördert. Zudem produziert es größere Mengen Adiponektin, ein Hormon, das entzündungshemmend wirkt und die Empfindlichkeit der Zellen auf Insulin verbessert. Auf den Stoffwechsel hat das Fett unter der Haut kaum Einfluss, solange es funktionsfähig und gesund bleibt. Sind die Fettzellen unter der Haut jedoch maximal gedehnt und prall gefüllt, kann es passieren, dass sie nicht mehr optimal über die Kapillaren, die kleinsten Blutgefäße, mit Blut versorgt werden. Ihnen geht der Sauerstoff aus, wodurch sie unter Überlebensstress geraten und Signalstoffe als eine Art Hilferuf ausschütten. Dabei handelt es sich um Entzündungshormone. Darauf reagieren die Immunzellen, dringen ins Fettgewebe ein und entfachen Entzündungen.

Zunächst hat eine Entzündung zur Folge, dass das Gewebe besser durchblutet wird und wieder mehr Sauerstoff erhält. Dadurch wird zum Beispiel die Heilung nach einer Schnittwunde eingeleitet. „Entzündete Fettzellen kann der Mensch jedoch nicht spüren, sodass er keinen Anlass hat, seinen Ernährungs- und Lebensstil zu ändern. Aber aus den entzündeten Fettzellen strömen nicht nur Fettsäuren vermehrt ins Blut, sondern auch Stoffe, die im Körper Entzündungen auslösen. So wird die Entzündung im Fettgewebe chronisch und kann auf den ganzen Organismus übergreifen“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Franca Mangiameli.

Jetzt kann das Unterhautfettgewebe seine ureigenste Aufgabe, Fett zu speichern, nicht mehr erfüllen. Ständig strömen Fettsäuren aus, die nun an alternativen Speicherplätzen untergebracht werden müssen. Dafür bietet sich zunächst die Leber an. So kommt es zur nicht-alkoholischen Fettleber. Mit der Zeit wird immer mehr Fett auch im inneren Bauchraum abgelagert, umschließt schließlich alle inneren Organe und lagert sich auch in Bauchspeicheldrüse, Niere und sogar Lunge und am Herzen ab. Dann kommt es zu Funktionsstörungen in diesen Organen, und die Wahrscheinlichkeit für Herz-, Lungen- und Nierenerkrankungen steigt.

Ursprünglich hat sich das innere Fett als Kurzzeitspeicher entwickelt, der bei erhöhtem Energiebedarf – beim Sport oder beim Fasten – sehr schnell abgebaut wird. Bei der heutigen sitzenden Lebensweise mit viel Stress und der ständigen Verfügbarkeit kalorienreicher Lebensmittel füllt sich der innere Fettspeicher jedoch immer weiter. Beim Menschen kann der Anteil des Eingeweidefetts zwischen sechs und 20 Prozent am Körpergewicht betragen.

Der Bauchhöhlenspeck ist ein Hinweis auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko. Das zeigt eine aktuelle Studie der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika mit 12 128 Teilnehmern ohne Vorerkrankungen von Herz und Gefäßen. Mittels Computertomografie war bei allen Teilnehmern der Bauchraum untersucht worden, um das innere Eingeweidefett, das Fett direkt unter der Haut und die Muskelmasse zu erfassen. Innerhalb von fünf Jahren kam es in der Gruppe der Patienten mit dem höchsten Anteil an Eingeweidefett häufiger zu Herz- und Hirninfarkten, und zwar unabhängig vom Gewicht.

Die Ernährungsexperten Franca Mangiameli und Nicolai Worm informieren in ihrem neuen Buch nicht nur über die Gefahren des versteckten Bauchfetts, sondern geben auch Hilfestellung, es wieder verschwinden zu lassen. Zahlreiche Rezepte, teilweise mit ansprechenden Fotos, für Frühstück, Mittagessen und Abendessen, helfen beim Abnehmen. Es handelt sich um eine kohlenhydratreduzierte, mediterrane Ernährung. Körperliche Bewegung und Entspannung sind weitere Säulen für ein gesundes Leben.

 4,2 Liter Eingeweidefett bei einem BMI von 24, Aufnahme mit einem Computertomografen. Zu sehen ist der untere Bauchraum von oben gesehen.

4,2 Liter Eingeweidefett bei einem BMI von 24, Aufnahme mit einem Computertomografen. Zu sehen ist der untere Bauchraum von oben gesehen.

Foto: University Westminster
 Buchcover

Buchcover

Foto: Trias-Verlag

Franca Mangiameli, Nicolai Worm: Außen schlank, innen fett. Warum verstecktes Bauchfett auch für schlanke Menschen gefährlich ist. 152 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, Trias-Verlag, Preis: 14,99 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort