Wie Kamioka Brahms' unerschöpfliche Phantasie nutzt

Saarbrücken. November-Tristesse draußen, Todesnähe drinnen: Mit "Tod und Verklärung" und den "Vier letzten Liedern" von Richard Strauss passten sich Toshiyuki Kamioka und das Staatsorchester am Sonntagfrüh der Jahreszeit an; das wehmütige e-moll der 4. Sinfonie von Brahms unterstrich das nur noch. Mit Strauss' 3. sinfonischer Dichtung begann es

Saarbrücken. November-Tristesse draußen, Todesnähe drinnen: Mit "Tod und Verklärung" und den "Vier letzten Liedern" von Richard Strauss passten sich Toshiyuki Kamioka und das Staatsorchester am Sonntagfrüh der Jahreszeit an; das wehmütige e-moll der 4. Sinfonie von Brahms unterstrich das nur noch.Mit Strauss' 3. sinfonischer Dichtung begann es. Des Komponisten drastische Naturnachahmung eines schwer atmenden Sterbenden wurde weggefegt vom molto agitato des Straussschen Lebensrückblicks, wobei die Streicher erfolgreich mit der Klangintensität der Bläser wetteiferten. Dann Sopranistin Anna-Katharina Behnke: Sie brillierte mit der "Lulu" in Paris, der "Salome" in Mailand, der "Senta" in Moskau, und bald wird man sie auch hier als "Ariadne" hören können. In den Strauss-Liedern überzeugte sie durch sichere Gestaltung und geheimnisvolle Tiefe. Dass sie ihre silbern strahlende "Elektra"-Höhe allerdings auch dort ungebremst einsetzte, wo Strauss dunkle, dem "Zauberkreis der Nacht" (so Hesses Text) abgelauschte Klangfarben komponierte, von Kamioka auch so interpretiert, mochte der Kritiker bemängeln - das Publikum aber applaudierte lebhaft. Dann wie ein Epilog Brahms' 4. Sinfonie: so ausgefeilt, so abgerundet, als höre man ein Repertoirestück. Kamioka, auswendig dirigierend, führte das Orchester mit gewohnter dirigentischer Brillanz. In der abschließenden Passacaglia nutzten er und die einzelnen Orchestergruppen und -solisten Brahms' unerschöpfliche Phantasie, immer neue "Szenen" in jeweils acht Takten zu umreißen, zu einer kraftvollen und kontrastreichen Darstellung - ein herausragendes Konzert. bü

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