Wie grüner Strom bezahlbar bleibt

Saarbrücken. Die Energiewende muss so nicht so teuer und die Stromrechnungen nicht so hoch werden wie derzeit befürchtet, wenn mehr Windkraftanlagen in den süddeutschen Bundesländern errichtet werden. Davon ist Fred Jung, Vorstand der Juwi Holding (Wörrstadt), überzeugt

Saarbrücken. Die Energiewende muss so nicht so teuer und die Stromrechnungen nicht so hoch werden wie derzeit befürchtet, wenn mehr Windkraftanlagen in den süddeutschen Bundesländern errichtet werden. Davon ist Fred Jung, Vorstand der Juwi Holding (Wörrstadt), überzeugt.Der Mitgründer und Chef eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien schlug gestern auf einem Fachkongress in Saarbrücken vor, das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) so zu ändern, dass die garantierte Vergütung für Strom aus Wind, Sonne oder Biomasse stärker gesenkt wird als bisher geplant. Auf der anderen Seite sollten die Laufzeiten für die Garantie-Vergütung auf 28 bis 30 Jahre ausgedehnt werden. Derzeit gelten hier 20 Jahre. Neue Generationen von Windrädern könnten auch im Inland bis zu 3000 Stunden pro Jahr im Volllast-Betrieb laufen. "4800 Windräder mit einer Leistung von jeweils drei Megawatt können wir problemlos in den süddeutschen Bundesländern errichten und damit zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgen", sagte Jung auf dem Kongress, der sich mit "Trends und Finanzierung von erneuerbarer Energie" beschäftigte und von der Landesbank Saar (Saar-LB) ausgerichtet wurde.

Damit erspare man sich auch Investitionen in teure Leitungen, weil die Energie-Erzeugung näher an den Verbraucher rücke, betonte der Juwi-Chef. Der Bau von Windparks auf hoher See (offshore) sei wegen der fehlenden Stromleitungen in den Süden und der starken Herausforderung durch die Befestigung auf dem Meeresboden teuer und mit großen Unsicherheiten behaftet. Jung rechnet bei Offshore-Windparks mit Kosten von rund 15 Cent pro Kilowattstunde (kWh), bei Onshore-Anlagen (an Land) mit fünf bis acht Cent.

Eine Lanze für Offshore-Parks brach dagegen Ralf Hubo, Geschäftsführer von Steelwind Nordenham. Das Unternehmen ist eine Tochter der Dillinger Hütte und wurde vor einem Jahr gegründet, um in Nordenham aus Dillinger Grobblech Fundamente für Offshore-Windräder herzustellen. Vor den Küsten Großbritanniens seien bereits 25 000 Offshore-Anlagen installiert. An den deutschen Küsten würden bislang erst 500 MW elektrische Leistung von Parks auf dem Meer erzeugt. Wenn die Rahmenbedingungen erst einmal geklärt seien - zum Beispiel wie der Strom vom offenen Meer zu den Verbrauchern kommt -, "geht es mit Riesenschritten nach vorn", ist Hubo überzeugt. Er geht davon aus, dass in Zukunft bis zu 25 000 MW Leistung aus Meeres-Windparks geerntet werden kann. Diese relativ sicher zur Verfügung stehende Grundlast werde gebraucht, wenn in absehbarer Zeit die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden und die Energiewende wie geplant umgesetzt wird.

Dass der saarländische Mittelstand von der Energiewende profitiert, machte Anne Brück, geschäftsführende Gesellschafterin der Ensheimer Brück GmbH (550 Mitarbeiter), deutlich. Rund 40 Prozent der Ringe, Schmiedestücke und Flanschen, die Brück fertigt, "werden in Windkraftanlagen verbaut", sagt sie. Das Unternehmen beliefere weltweit alle namhaften Hersteller. Sie warnte allerdings auch davor, dass durch die Energiewende der Strom zu teuer wird und die Versorgungs-Sicherheit sinkt. "Wir müssen im internationalen Wettbewerb bestehen", merkte Brück an.

Die Saar-LB will sich als Finanzdienstleister noch stärker als bisher im Bereich der erneuerbaren Energien positionieren. "Diese Sparte bleibt für uns ein wichtiges Wachstumsfeld", so Vorstandsmitglied Frank Eloy.Foto: Juwi

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