Wie das Handy abhörsicher wird

Saarbrücken · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: Die Sirrix AG in Saarbrücken.

 Die Sirrix AG hat eine abhörsichere Technologie für Handys entwickelt, die auch Bundeskanzlerin Angela Merkel benutzt. Ihr erläutert Sirrix-Geschäftsführer Ammar Alkassar Details. Zu den Kunden der Sirrix mit ihrer Sicherheitstechnologie gehören auch der Elysée-Palast in Paris, die Nato in Brüssel und das US-Verteidigungsministerium in Washington. Foto: Sirrix AG

Die Sirrix AG hat eine abhörsichere Technologie für Handys entwickelt, die auch Bundeskanzlerin Angela Merkel benutzt. Ihr erläutert Sirrix-Geschäftsführer Ammar Alkassar Details. Zu den Kunden der Sirrix mit ihrer Sicherheitstechnologie gehören auch der Elysée-Palast in Paris, die Nato in Brüssel und das US-Verteidigungsministerium in Washington. Foto: Sirrix AG

Foto: Sirrix AG

. Diese Nachricht ging um die Welt: Der amerikanische Geheimdienst NSA hat die Kommunikation der deutschen Bundeskanzlerin belauscht und das Handy von Angela Merkel abgehört. Auf absehbare Zeit wird das wohl nicht mehr möglich sein. Dafür sorgt ein saarländisches Unternehmen, die Sirrix AG an der Saar-Uni. Diese hat mit ihrer Entwicklung einer verschlüsselungssicheren Telekommunikation sogar schon weltweite Beachtung gefunden. Neben der Bundesregierung und der Saar-Polizei gehören auch der Elysée-Palast in Paris, die Nato in Brüssel sowie das US-Verteidigungsministerium in Washington zu den Kunden, die im kleinen Saarland Sicherheitstechnik für den Kampf gegen Bedrohungen aus dem "Cyberspace " einkaufen.

Nun mag man sich wundern, wieso sogar die Amerikaner, die selbst zu den weltweit führenden Nationen in der Informationstechnologie (IT) gehören, den Weg an die Saar gefunden haben. Sirrix-Vorstand Ammar Alkassar, ein Saarländer aus Homburg, hat eine Erklärung: "Wir sind mit unserer Technologie für vertrauenswürdige IT-Systeme anderen Unternehmen um einige Jahre voraus."

Beispiel TPM-Technologie: Ein kleiner Sicherheitschip, der heute millionenfach in nahezu allen Rechnern und Notebooks verbaut wird und sensible Daten verschlüsselt. Hier stellt Sirrix im Auftrag des Industriekonsortiums "Trusted Computing Group" sicher, dass die Sicherheitschips korrekt implementiert sind. Nur, wenn ein solcher Chip die Sirrix-Software erfolgreich passiert, wird er verbaut. Den Auftrag hat Sirrix trotz der Konkurrenz von Branchengrößen wie Microsoft oder Intel bekommen. Zwei bis drei Jahre könne ein solcher Vorsprung im IT-Zeitalter vielleicht halten. Deshalb arbeitet Sirrix ständig an neuen Technologien. 70 Mitarbeiter sind damit beschäftigt. Wie groß der Schutzbedarf gegenüber Angreifern per Internet und Mobilfunk geworden ist, zeigt sich daran, dass die Sirrix AG seit 2008 pro Jahr 50 Prozent mehr Umsatz verbucht, aktuell 15 Millionen Euro. 60 Prozent davon erzielen die Saarländer im Ausland, besonders in den USA und im Nahen Osten.

Vorstandschef Alkassar will am Saarland als Stammsitz festhalten. Denn "die Saar-Informatik ist absolute Weltklasse. Hier im Saarland bekommen wir die mit Abstand besten Absolventen, hervorragend ausgebildet, hochmotiviert, loyal und heimatverbunden. Das ist richtig klasse."

Alkassar warnt davor, die Gefahren durch Internet-Kriminalität zu unterschätzen. Unternehmen, Politik und jeder Verbraucher müssten in höchstem Maße alarmiert sein. "2015 wird mit weltweiter Cyber-Kriminalität im Netz schon mehr Geld gemacht als mit dem gesamten Drogenhandel", weiß Alkassar. Das geht aus Untersuchungen des Branchenverbandes Bitkom hervor. Unternehmern rät er, zwischen fünf und zehn Prozent des im Betrieb vorgesehenen IT-Haushaltes zur Absicherung aufzuwenden - wie es auch der Koalitionsvertrag als Selbstverpflichtung für die Bundesverwaltung vorsieht.

Auch private Nutzer könnten ihren PC schützen. So solle man immer die neuestes Sicherheits-Updates aufspielen. Hier könne man sich auf die Angebote von Microsoft verlassen, so Alkassar. Auch sollten regelmäßig Passwörter geändert werden. Sirrix denkt schon weiter, diesmal in der Virenbekämpfung selbst. Antivirenhersteller melden täglich 340 000 neue Viren. Damit gleiche die Virenbekämpfung heutiger Prägung noch einem Katz und Maus-Spiel.

Ein neues Sirrix-Verfahren sorge für den besseren Schutz des Browsers. Die meisten Cyber-Angriffe nutzen Schwachstellen, so genannte "Exploits" im Browser aus. Die neue Sirrix-Technolo"Bitbox" kapselt den Browser ein. Inklusive Betriebssystem wird er in einer separaten virtuellen Umgebung "eingepackt". Viren oder Trojaner bleiben dort gefangen und können andere Anwendungen nicht infizieren.

Seit 2013 kann Sirrix-Geschäftsführer Ammar Alkassar der Bundeskanzlerin auch persönlich Tipps geben. Der Saarländer sitzt mit am runden Tisch zu Fragen der IT-Sicherheit, den Angela Merkel ins Leben gerufen hat.

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