Berlin Westernhagen gibt seine sieben Echos zurück

Berlin · Der deutsche Musikpreis Echo steht vor einem Scherbenhaufen. Gestern kündigte auch Musiker Marius Müller-Westernhagen (69) an, nach den Antisemitismus-Schlagzeilen alle seine Echo-Trophäen zurückzugeben. „Die Verherrlichung von Erfolg und Popularität um jeden Preis demotiviert die Kreativen und nimmt dem künstlerischen Anspruch die Luft zum Atmen. Eine neue Stufe der Verrohung ist erreicht“, erklärte er. Der Veranstalter des Musikpreises entschuldigte sich und sprach angesichts des Echos für ein umstrittenes Rap-Album von einem Fehler.

Am vergangenen Donnerstag waren die Rapper Kollegah und Farid Bang für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ ausgezeichnet worden. Es enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“. Dass diese Musik beim Echo preiswürdig ist, hatte heftige Kritik und eine Debatte um Judenfeindlichkeit ausgelöst.

„Ich bin nicht der Meinung, dass die mit dem Echo ausgezeichneten Rapper Antisemiten sind. Sie sind einfach erschreckend ignorant“, schrieb Müller-Westernhagen. Zuvor hatten sich bereits der Pianist Igor Levit, Dirigent Enoch zu Guttenberg und das Notos Quartett von ihren Preisen beim Echo Klassik distanziert.

Der Musiker und Grafiker Klaus Voormann hatte den erst vor wenigen Tagen überreichten Echo für sein Lebenswerk zurückgegeben. Westerhagen sagte, er schließe sich seinem geschätzten Kollegen Voormann an.

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