Werke aus Gurlitt-Erbe als Raubkunst identifiziert

München/Berlin · Drei Monate ist es her, dass der Sohn von Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt gestorben ist. Die Zukunft der meisten Bilder ist immer noch nicht klar.

Die Taskforce "Schwabinger Kunstfund" hat bestätigt, was schon als sicher galt: Bei Max Liebermanns Werk "Zwei Reiter am Strand" aus der Sammlung von Cornelius Gurlitt handelt es sich nach Einschätzung der Experten um NS-Raubkunst - "mit höchster Wahrscheinlichkeit". Die Taskforce hatte bereits das Bild "Sitzende Frau" von Henri Matisse als NS-Raubkunst eingestuft.

"Die Untersuchung auch dieses Bildes zeigte, gerade angesichts konkurrierender Ansprüche, wie komplex die Fragestellungen der Provenienzforschung sind und wie aufwendig sich die Recherche gestaltet", betont Taskforce-Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel. Für die Taskforce sei der Fall abgeschlossen. "Es liegt an den Erbberechtigten, über das weitere Vorgehen zu entscheiden." Doch genau das ist das Problem: Dem rechtmäßigen Besitzer bringt diese Einschätzung noch nichts, weil die Erbsache Gurlitt noch immer nicht geklärt ist. Das Kunstmuseum Bern, dem der im Mai gestorbene Kunstsammler sein Vermögen und damit seine Kunstsammlung hinterlassen hat, weiß noch nicht, ob es das Erbe antreten will. Das Museum wird vermutlich die komplette gesetzliche Frist von einem halben Jahr ausschöpfen, um sich zu entscheiden. Ende November läuft die Frist aus.

Eine Anwaltskanzlei in Zürich und ihre drei Partnerkanzleien in Wien, Berlin und München sind mit dem Erbschaftsfall befasst. "Ziel der laufenden Arbeiten ist es, eine verlässliche Grundlage zu schaffen für den Entscheid betreffend Annahme oder Ausschlagung der Erbschaft", so eine Mitteilung des Museums.

Gurlitt, der Sohn von Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, hatte vor seinem Tod die Washingtoner Prinzipien anerkannt. Das heißt, dass er von den Nazis geraubte Bilder an die rechtmäßigen Besitzer zurückgeben wollte. "Diese Verpflichtung bindet auch seine Erben", so Taskforce-Leiterin Berggreen-Merkel.

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