Implantate Schon kleinste Verletzungen können gefährlich sein

Berlin · (np) In Deutschland werden nach einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie pro Jahr etwa 440 000 Hüft- und Knieprothesen implantiert.

 Patienten mit Kunstgelenken müssen ein Leben lang auf Hygiene achten, rät die Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Patienten mit Kunstgelenken müssen ein Leben lang auf Hygiene achten, rät die Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

Die Eingriffe machen viele Patienten wieder mobil, die lange Zeit Schmerzen litten. Infektionen nach der OP seien mit bis zu zwei Prozent selten, doch wen sie treffen, für den sind sie eine Katastrophe. Dann seien oft Folgeoperationen und im schlimmsten Fall ein Wechsel des Kunstgelenks notwendig.

Die Infektion eines Hüft- oder Kniegelenks gehört deshalb zu den gefürchtetsten Komplikationen in der Endoprothetik, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie könne sogar viele Jahre nach der Implantation auftreten. Denn Erreger einer Infektion könnten über die Blutbahn das Implantat erreichen. Wer eine Prothese habe, müsse jede Infektion und Entzündung ernst nehmen, empfiehlt die Gesellschaft für Endoprothetik.

Die Fachgesellschaft rät, auch kleine Wunden, die beim Nägelschneiden, bei der Gartenarbeit oder beim Spielen mit einem Haustier entstehen, sofort zu desinfizieren und ihre Heilung im Auge zu behalten.

„Die Besiedelung mit schädlichen Bakterien kann sowohl in der frühen Phase nach der Operation als auch Monate bis Jahre danach auftreten“, sagt Professor Rudolf Ascherl, Direktor der Klinik für spezielle Chirurgie und Endoprothetik am Krankenhaus Tirschenreuth. Dabei rufen die Erreger zunächst eine Entzündung in der Implantat-Umgebung hervor. Später löst sich der Knochen um die Prothese auf. So kann sich das künstliche Gelenk lockern.

Normalerweise schützt das Immunsystem den Körper vor der Ausbreitung von Infekten und eliminiert Keime in der Blutbahn. Ein Implantat sei jedoch ein unbelebter Fremdkörper und könne sich nicht selbst vor Bakterien schützen. „Deshalb bleiben Bakterien dort bevorzugt haften. Da sie sich auf der künstlichen Oberfläche ungestört vermehren können, sind sogar schon verhältnismäßig wenige Keime in der Lage, eine ernsthafte Infektion auszulösen“, erläutert Ascherl. „Patienten mit einem künstlichen Gelenk sollten deshalb ihr Leben lang ihren Körper von Kopf bis Fuß besonders aufmerksam pflegen“, so Ascherl. „Schmerzen am operierten Gelenk sind immer ein Alarmzeichen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort