Wenn Stress im Job krank macht

Saarbrücken. Stress am Arbeitsplatz, miserables Betriebsklima und Angst vor Jobverlust machen immer mehr Arbeitnehmer seelisch krank. Trotz insgesamt gesunkener Krankenstände hat sich die Zahl der Depressionen unter den Beschäftigten seit 1995 verdoppelt, hieß es zum Auftakt eines Forums der Arbeitskammer des Saarlandes

Saarbrücken. Stress am Arbeitsplatz, miserables Betriebsklima und Angst vor Jobverlust machen immer mehr Arbeitnehmer seelisch krank. Trotz insgesamt gesunkener Krankenstände hat sich die Zahl der Depressionen unter den Beschäftigten seit 1995 verdoppelt, hieß es zum Auftakt eines Forums der Arbeitskammer des Saarlandes. Der Bremer Arbeits- und Gesundheitsexperte Wolfgang Hien rät Betroffenen: "Langsamer, weniger, besser arbeiten", um so dem Teufelskreis zu entgehen: "Familie kaputt, Freunde weg, Job weg." "Jede vierte Frau und jeder achte Mann erkranken im Laufe des Lebens an einer Depression", beklagte Petra Otto vom Saarländischen Bündnis gegen Depression. In ihm arbeiten seit einem Jahr Arbeits- und Sozialpolitiker des Landes sowie Gesundheitsexperten, Selbsthilfevereinigungen und Krankenkassen eng zusammen. Tenor: "Depression ist behandelbar. Aber noch besser ist Prävention." Der Bremer Arbeitswissenschaftler Hien berichtete, psychische Erkrankungen stünden seit 2005 an erster Stelle der Frühverrentungsgründe. Jede dritte Frühverrentung werde durch gestiegene Anforderungen am Arbeitsplatz bei gleichzeitig zu geringem eigenen Handlungsspielraum verursacht. Zum typischen Krankheitsbild Depressiver zählten Merkmale wie innere Unruhe, Schlafstörungen, negatives Selbstbild, verminderte Konzentration, Übelkeit, Hautprobleme oder wiederkehrende Gedanken an Tod. "Vier Millionen Deutsche leiden an behandlungsbedürftigen Depressionen und 10 000 Menschen nehmen sich auf Grund von Depressionen jährlich das Leben", mahnte Arbeitskammer-Hauptgeschäftsführer Horst Backes. "Viele Arbeitsanforderungen in den Betrieben sind so, als wären alle Beschäftigten 20 bis 35 Jahre", sagte Hien. Schon über 40-Jährige kämen da meist nicht mehr mit. Neue Management-Techniken, die auf Konkurrenz unter den Beschäftigten zielten, und Mobbing am Arbeitsplatz belasteten zusätzlich. "Wir müssen hier neue Überlegungen anstellen", forderte Hien. Zu regelmäßigen Gesundheitszirkeln einmal pro Monat in den Betrieben müsse ein besseres menschliches Miteinander am Arbeitsplatz kommen. ulo

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