Wenn Politik Schule macht

Meinung · Oft ist es gut, wenn Schule sich verändert. Sie passt sich dann neuen Herausforderungen an. In der Regel geht diese Veränderung von Schülern, Lehrern oder Eltern aus. Heute allerdings greifen - einmal mehr - Politiker des Landtags in das System ein. Heute wird die saarländische Verfassung abschließend geändert, um aus Erweiterten Real- und den Gesamtschulen die neue Gemeinschaftsschule zu machen

Oft ist es gut, wenn Schule sich verändert. Sie passt sich dann neuen Herausforderungen an. In der Regel geht diese Veränderung von Schülern, Lehrern oder Eltern aus. Heute allerdings greifen - einmal mehr - Politiker des Landtags in das System ein. Heute wird die saarländische Verfassung abschließend geändert, um aus Erweiterten Real- und den Gesamtschulen die neue Gemeinschaftsschule zu machen. Kritiker gibt es zuhauf - sie argumentieren nicht nur ideologisch. Die heutige Entscheidung im Landtag hinterlässt in jedem Fall Spuren: Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen ab Klasse fünf wird nach den Sommerferien des kommenden Jahres eine Gemeinschaftsschule besuchen.Wie immer knüpfen Politiker ihren Eingriff ins System Schule an Versprechen: Union, Liberale und Grüne stellen unter anderem Erleichterungen beim Schulwechsel in Aussicht und die Sicherung von Standorten. Die Linken ermöglichen die Verfassungsänderung mit ihren Stimmen und haben als Dreingabe weitere Pädagogen für die Lehrerfeuerwehr verhandelt. Ein politischer Coup.

Das reicht allerdings nicht aus für eine gelungene Reform. Deren konkrete Ausgestaltung beginnt spätestens heute. Das Bildungsministerium steht in der Pflicht, die gute Idee der Gemeinschaftsschule in Konzepten und Lehrplänen zu konkretisieren - und sich damit einer inhaltlichen Diskussion zu stellen. Das ist derzeit noch Theorie.

Praktisch überschattet neuerdings die saarländische Spardebatte den Bildungshaushalt. Unter der Deckung eines Gutachtens von Wirtschaftsprüfern wird seit Kurzem um rechnerisch überzählige Lehrerstellen gefeilscht. Die werden frei, wenn die Zahl der Kinder wegen des Geburtenrückgangs sinkt. Ausgerechnet an der Bildung sparen zu wollen, dieser Geistesblitz durchfährt Politiker, wenn die Schuldenuhr sie hetzt und Spielräume enger werden. Besser macht es die Idee aber keineswegs in einem Land, dessen Schätze nicht mehr aus dem Boden, sondern in den Köpfen zu heben sind.

Nach außen bleibt der Koalitionsvertrag mit seinem Bildungsschwerpunkt das Maß aller Dinge für die Jamaika-Politiker, die wegen der Schuldenbremse jährlich zig Millionen Euro aus dem Haushalt kürzen müssen. Die Opposition wird aber vermutlich bereits in der heutigen Debatte die Pläne der Landesregierung durchleuchten. Denn Linke und SPD wissen, dass es keine rein philosophische Frage ist, wenn ihre Kollegen aus der Regierungskoalition erörtern, unter welchen Bedingungen Lehrerjobs gestrichen werden dürfen. Diese Kürzung wäre nicht nur ein weiterer, sondern ein falscher Eingriff ins System Schule, das bereits mit der neuen Gemeinschaftsschule vorerst ausgelastet sein wird.

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