Weitere sechs Dokus aus dem Wettbewerb

Einigen der zwölf Beiträge des Dokumentarfilm-Wettbewerbs geht erzählerisch zu früh die Puste aus. Es verwundert daher kaum, dass ausgerechnet der kürzeste Beitrag einer der stärksten ist.

Ein Schwachpunkt einiger Beiträge des diesjährigen Doku-Wettbewerbs ist die Dauer - manch' ein Film ist schlicht zu lang. Was für ein präzises Porträt eines Westerwald-Dörfchens hätte etwa Janina Jungs "Wo der Wind so kalt weht" werden können (Heute 10.30 Uhr, CS 2; Sa 14.15 Uhr, FH). Wenn sich Jung stärker auf ihr Grundthema, den Einbruch der Moderne in das Dorf-Idyll konzentriert und die O-Töne der 6Bewohner noch stärker verdichtet hätte. So beginnt jedoch eine Geschichte mit Potenzial, sich im Kreise zu drehen.

Ein ähnliches Problem hat "Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben" von Oliver Sechting und Max Taubert. Angeblich sollte der Film ursprünglich von der New Yorker Künstlerszene handeln, nur zufällig sei es ein Film über Sechtings Zwangserkrankung geworden. Allein: Man glaubt es kaum, zu kameragerecht inszeniert kommt einem hier vieles vor. (Heute 20 Uhr, CS 2, Sa 14.45, CS 2). Auch bei "Deckname Pirat" von Eric Asch hapert's ein wenig an der Glaubwürdigkeit. Asch geht der Frage nach, ob sein verstorbener Vater ein Spion war. Er inszeniert den Film als Recherche-Reise, doch wird man das Gefühl nicht los, Asch kennt das Ergebnis bereits. Abgesehen davon ist der Film humorvoll und flott erzählt und durchaus sehenswert. (Heute 20.15 Uhr, CS 5; Fr 17.30 Uhr, CS 3; Sa 10.30 Uhr, CS 5).

Ein richtig packender Thriller ist Aline Fischer mit "Der grüne Stern" gelungen. Die Regisseurin greift einen persönlichen Schicksalsschlag auf: Ihr Freund wurde vor Jahren im Dschungel von Peru ermordet. Was genau passierte damals? Fischer befragt Familienmitglieder und den Bergungsleiter. Sie gräbt nach der Wahrheit, ohne sich in der Tragik zu verlieren, und erkennt irgendwann, dass es die Wahrheit nicht gibt. Beklemmend, aufwühlend - und auf 50 spannende Filmminuten verdichtet: ein Höhepunkt. (Do 17 Uhr, CS 5; Fr 12.30 Uhr, CS 2; Sa 15.45 Uhr, CS 5). Unspektakulärer ist das Thema von Anna Thommen: In "Neuland" porträtiert sie junge Einwanderer in Basel. Umso beeindruckender, was sie aus dem Stoff macht. Einfühlsam, ohne in Sozialkitsch zu verfallen, bringt uns Thommen die Menschen, ihre Schicksale und (teils unerfüllbaren) Wünsche näher. (Heute 14.30 Uhr, CS 5; Sa 17.15 Uhr, CS 2).

Ein junges Paar übernimmt ein Beerdigungsunternehmen im Küstenstädtchen Husum. Wer denkt, Martin Rieck setze in "Das Leben nach dem Tod am Meer" auf die Skurrilität dieser Kombination, der irrt. Rieck ist ein ernsthafter - nicht deprimierender - Film gelungen, über Landleben, das Geschäft mit dem Tod und die Frage, wie man sein muss, um dieses Geschäft betreiben zu können. Sehenswert. (Heute 20.15, Achteinhalb). Weniger überzeugend ist "Hells Angel - Unter Brüdern". Marcel Wehn versucht, über ein Porträt des Präsidenten der Stuttgarter Hells Angels Zugang zur Szene zu bekommen. Das gelingt bedingt. Vor allem stört die von Beginn an unkritische Haltung gegenüber den Mitgliedern dieses Clubs, bei dem es erwiesenermaßen nicht nur ums Motorradfahren geht. (Do 15.30 Uhr, FH; Sa 15.30 Uhr, CS 4).

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