Weihnachtsmann als Dienstleister

Weihnachten droht und mit der Adventszeit kommt unvermeidlich die Erklärungsnot politisch allzu korrekter Eltern. In meinem Fall stehe ich vor der Herausforderung, einem smarten Fünfjährigen und einer frühreifen Zweieinhalbjährigen die äußerst komplizierte Sache mit dem Weihnachtsmann, dem Nikolaus, dem Christkind und deren diversen Helfern erklären zu müssen

Weihnachten droht und mit der Adventszeit kommt unvermeidlich die Erklärungsnot politisch allzu korrekter Eltern. In meinem Fall stehe ich vor der Herausforderung, einem smarten Fünfjährigen und einer frühreifen Zweieinhalbjährigen die äußerst komplizierte Sache mit dem Weihnachtsmann, dem Nikolaus, dem Christkind und deren diversen Helfern erklären zu müssen. Ließ Sohnemann in den Jahren zuvor die Ungereimtheiten in der Geschichte um seine Weihnachtshelden durchgehen, ist es nun vorbei mit der Tolerierung derartiger Schludrigkeit: Er will es ganz genau wissen. Wer hat was mit wem zu tun? Und vor allem: Wer bringt die Geschenke?

Wir haben uns nun folgende - ich finde empfehlenswerte - Geschichte zusammengereimt: Der Nikolaus ist ein Bischof, der Gutes getan hat, einen spitzen Hut und einen Hirtenstab trägt. Er hat mit dem Weihnachtsmann und dem Christkind absolut nichts zu tun und wird am 6. Dezember gefeiert. An Weihnachten - man kann es ob der medialen Übermacht des rauschebärtigen Weihnachtsmannes im Coca-Cola-roten Outfit nicht oft genug betonen - geht es um das Christ-Kind, also Jesus Christus.

Das hat mein Sohn nun zum Glück verstanden. Er versäumt kaum eine Gelegenheit, anderen Kindern altklug zu erklären, wie Christkind und Weihnachtsmann wirklich zueinander stehen: nämlich in einer Art Dienstleistungsverhältnis. Wir haben den Weihnachtsmann in unserer Geschichte einfach vervielfältigt und diese Weihnachtsmänner mitsamt ihren Rentier-Gespannen, Engelscharen und Wichtel-Kohorten zu Geschenke-Lieferanten und Alleinunterhaltern deklassiert, die tagsüber in Fußgängerzonen rumhängen und Kinder anquatschen. Manche fliegen auch noch zweimal am Tag über den Saarbrücker Weihnachtsmarkt. Glücklicherweise gibt es mittlerweile entsprechende Kinderbücher, die den gleichen Ansatz verfolgen.

Außerdem vermeiden wir tunlichst, den gemütlichen Dicken Santa Claus zu nennen, um nicht noch mehr Verwirrung zu stiften und dadurch wieder den Nikolaus ins (Krippen-)Spiel zu bringen, wo er nix verloren hat. Diese Story leuchtet dem Sohnemann zum Glück ein, schließlich hat er sich schon gefragt, wie ein einziges (Christ-)Kind, noch dazu ein Baby, so viele Geschenke alleine herstellen und austeilen soll.

Nur bei den unvermeidlichen technischen Details kommen wir immer ins Trudeln: Wie kommen dicke fette Geschenke durch enge Kamine? Wie finden die Weihnachtsmänner den Weg - ohne "Navigations-Extrem"? Hat Rentier Rudolph eine Batterie in der Nase? Hat der Schlitten einen Motor? Warum keine Flügel? Viele Fragen - keine Antworten! So lösen wir die Sache ab einem gewissen Punkt pragmatisch und erklären diese Phänomene einfach zu Zauberei. Mal sehen, wie lange das noch funktioniert . . .

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