Weg für Praktiker-Sanierung ist frei

Kirkel. Der Weg für die Sanierung der notleidenden Kirkeler Baumarktkette Praktiker ist frei. Die Aktionäre, die gegen die Eintragung der Hauptversammlungsbeschlüsse geklagt hatten, haben ihre Klagen nach mehrtägigen Verhandlungen am Wochenende zurückgezogen. Gestern teilte das Saarbrücker Oberlandesgericht mit, dass es infolgedessen den Freigabeanträgen von Praktiker stattgegeben hat

Kirkel. Der Weg für die Sanierung der notleidenden Kirkeler Baumarktkette Praktiker ist frei. Die Aktionäre, die gegen die Eintragung der Hauptversammlungsbeschlüsse geklagt hatten, haben ihre Klagen nach mehrtägigen Verhandlungen am Wochenende zurückgezogen. Gestern teilte das Saarbrücker Oberlandesgericht mit, dass es infolgedessen den Freigabeanträgen von Praktiker stattgegeben hat. Damit kann Praktiker eine dringend benötigte Kapitalerhöhung beim Handelsregister eintragen lassen, wie auch die Ausgabe einer so genannten Optionsanleihe.Acht Kläger hatten die Beschlüsse der Hauptversammlung vor dem Landgericht wegen massiver Verletzung von Aktionärsrechten angefochten und deren Umsetzung damit blockiert. In einem Prozess vor dem Oberlandesgericht ging es nun darum, ob Praktiker die Beschlüsse trotz der Klagen umsetzen darf. Ein Urteil sollte - verzögert wegen Befangenheitsanträgen - an diesem Freitag fallen. Zu spät für Praktiker, denn der Konzern steht unter Zeitdruck. Bis Ende dieser Woche muss die Kapitalerhöhung amtlich sein, sonst hätte das Unternehmen wichtige Fristen nicht eingehalten. Für rund 160 000 Euro hat sich Praktiker Kreisen zufolge nun mit den Klägern geeinigt. Praktiker hat aber nicht nur Geld geboten. Wie aus Verhandlungskreisen zu erfahren war, hat sich das Unternehmen auch verpflichtet, einen genauen Sanierungsplan aufzustellen und in regelmäßigen Abständen den aktuellen Stand ebenso zu veröffentlichen wie die Abweichung von den Planzahlen. Mit der Einigung sei für die Aktionäre ein echter Vorteil erreicht worden, heißt es aus Kreisen der Kläger. Denn nun müsse Praktiker über die Sanierung Rechenschaft ablegen. Gerade die fehlende Offenheit gegenüber den Aktionären war den Klägern zuvor ein Dorn im Auge gewesen.

Noch ein weiterer Aspekt spielte bei der Einigung eine Rolle. Hätten die Kläger die Insolvenz von Praktiker riskiert, wäre die wertvolle Praktiker-Tochter Max Bahr verloren gegangen. Diese hatte der Konzern als Sicherheit für Kredite verpfändet. Max Bahr gilt aber als die Zukunftshoffnung des Konzerns. Bei der Sanierung geht es denn auch darum, den Großteil der Praktiker-Märkte auf die Tochter-Marke umzuflaggen. Das für die Sanierung nötige Geld sollen neben der Kapitalerhöhung über 60 Millionen Euro umfangreiche Kredite sowie Einsparungen bei den Mitarbeitern bringen. Die haben Ende Oktober einen Gehaltsverzicht von 17,3 Millionen Euro akzeptiert.

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