Was wäre Saarbrücken ohne Stengel?

Saarbrücken. Identität, vor allem regionale, ist das Selbstverständlichste - und doch in Deutschland im Allgemeinen und im Saarland im Besonderen wegen seiner Geschichte auch wieder nicht

Saarbrücken. Identität, vor allem regionale, ist das Selbstverständlichste - und doch in Deutschland im Allgemeinen und im Saarland im Besonderen wegen seiner Geschichte auch wieder nicht. So beginnt der von der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik herausgegebene Band "Die Stadt als Erinnerungsort - Friedrich Joachim Stengel in Saarbrücken" mit einer politisch korrekten Rechtfertigung der Herausgeber. Demgemäß wählte sich die Kulturpolitische Gesellschaft die von dem französischen Historiker Pierre Nora eingeführte Form des "Erinnerungsortes". Darunter fallen Menschen, Orte und Ereignisse, die wichtig für eine Region oder Nation und ihre Menschen waren. Etwa der Baumeister Friedrich Joachim Stengel für die Gestalt Saarbrückens. Um dessen Bedeutung zu erörtern, lud man im Oktober 2007 eine Reihe von Experten zum Symposion ins Saarbrücker Schloss. Jetzt erscheint die Sammlung der Beiträge: keine staubtrockene Kongressschrift, sondern ein lesenswerter Begleiter durch Saarbrücken entlang der Stengel-Bauten.Allen voran steht die Ludwigskirche, die der deutsche Stengel-Experte schlechthin, Hans-Christoph Dittscheid, in ihrer Bedeutung im Schaffen Stengels erläutert. Nicht zu vergessen der ehemalige Saarbrücker Denkmalpfleger Dieter Heinz und sein unentwegtes Streiten für eine Stengel gemäße Instandsetzung seiner Bauten. Ob nun Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer oder der Psychologe Peter Winterhoff-Spurk Stengel: Jeder Beitrag nimmt gemäß Profession, Haltung und Absicht seines Autors die Bedeutung der Architektur und Stadtplanung für die Gegenwart in den Blick. Dass man auch die von Klaus Güthlein vorgebrachten Bedenken gegen Stengel-"Erinnerungsorte" nicht unterschlug, ehrt die Publikation. Ihr abträglich ist die hohe Zahl von Tippfehlern. Ebenso der Abruck des sechs Jahre alten Vortrags von Peter Winterhoff-Spurk über Stadtlust und Verkaufsflächen, der im Zusammenhang mit Stengel allzu weit hergeholt scheint.Kurt Bohr & Peter Winterhoff-Spurk (Hrsg.): Die Stadt als Erinnerungsort - Friedrich Joachim Stengel. Verlag Saarkultur, Saarbrücken, 14 Euro

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