Was junge Leute alles werden können Bosch-Ausbildungschef: Kaum noch gute Hauptschüler am Markt

Göttelborn. Hochbetrieb herrschte am Samstag auf dem Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Göttelborn. 30 Unternehmen stellten mehr als 100 Ausbildungsberufe vor. Sie gaben Tipps zur Ausbildung und zu berufsbegleitenden Studiengängen. Veranstalter der Ausbildungsmesse waren die Wirtschaftsjunioren Saarland

Göttelborn. Hochbetrieb herrschte am Samstag auf dem Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Göttelborn. 30 Unternehmen stellten mehr als 100 Ausbildungsberufe vor. Sie gaben Tipps zur Ausbildung und zu berufsbegleitenden Studiengängen. Veranstalter der Ausbildungsmesse waren die Wirtschaftsjunioren Saarland. Am Stand vom Zoll informierte Diana Weis vom Hauptzollamt in Saarbrücken über die Ausbildung im mittleren und gehobenen, nicht technischen Zolldienst. Nach ihren Angaben werden zum 1. August 2011 in beiden Laufbahnen jeweils 60 neue Auszubildende für die Bundesfinanzdirektion West eingestellt. Der 19-jährige Eric Tschernikow wird wohl seine Bewerbungsunterlagen dort hinschicken. Der junge Mann aus Saarlouis macht im nächsten Jahr seine Fachhochschulreife.Der 18-jährige Mario Petsch macht bei der Schaeffler-Gruppe eine Ausbildung zum Mechatroniker. Interessierten gab er Einblick in die Lehrpläne. "Ich bin im dritten Lehrjahr", erzählte er. Mario schwärmte: "Die Ausbildung ist sehr abwechslungsreich. Wer gut ist, wird auch übernommen." Kathrin Müller, Personalentwicklerin der regionalen Media Märkte, wies darauf hin, dass man bei den Media-Märkten auch eine Ausbildung zum Diplom-Betriebswirt (BA) mit Schwerpunkt Handel machen kann. Josef Karrenbauer, Ausbildungsmentor bei der Handwerkskammer, betonte: "Gerüstbauer und Augenoptiker suchen noch für dieses Jahr Auszubildende." Da sei Eile geboten. ll

Göttelborn. Wie im Sport wird auch im Wirtschaftsleben die zielgruppenorientierte Talentsuche immer wichtiger. "Personalverantwortliche müssen sich stärker den Azubis widmen und Ausbilder müssen Talentmanager werden", forderte Professor Wolfgang Appel vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaft und Personalmanagement an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) des Saarlandes auf der Ausbildungsmesse der Wirtschaftsjunioren.

Appel verwies auf den wachsenden Fachkräftemangel wegen zurückgehender Schülerzahlen: Schon ab 2020 würden im Saarland nur noch jährlich 6000 Bewerber für 8000 Lehrstellen zur Verfügung stehen. Laut Stichprobenbefragung der HTW unter 15 Unternehmen wollten Firmen dann vor allem verstärkt Mädchen für gewerblich-technische Berufe anwerben, Nachwuchskräfte aus anderen Regionen Deutschlands rekrutieren oder Ausbildungsplätze ganz unbesetzt lassen. Herbert Möser, Landesvorsitzender des Lehrerverbandes SLLV, machte für schwächer werdende Schülerfertigkeiten vielfache "andere Interessen" der heutigen Jugendlichen verantwortlich. Lehrer müssten immer mehr Berufsvorbereiter werden, meinte er.

Aus- und Weiterbildungsbildungsleiter Timm Stegenritt von Bosch in Homburg beklagte, es gebe so gut wie keine guten Hauptschüler mehr am Markt. So schaffe es Bosch trotz jährlich 300 bis 600 Bewerbern, "gerade so" 40 Lehrstellen mit geeigneten Jugendlichen zu besetzen. ulo

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