Warum Star-Dirigent Gergiew nicht zum Saar-Festival kommt

Saarbrücken · Die Musikfestspiele Saar werden sich vom 28. Februar 2015 an Polen widmen. Auf einen Star, den russischen Dirigenten Valery Gergiew, wird das Festival aber verzichten. Man wollte ob der politisch schwierigen Lage zwischen Russland und Polen nicht die polnische Schirmherrschaft für das Festival gefährden, hieß es.

Manchmal machen Vorkommnisse noch Schlagzeilen, auch wenn sie Monate alt sind. So schrieb dieser Tage ein Boulevard-Blatt, die Musikfestspiele Saar hätten den Dirigenten Valery Gergiew ausgeladen. Weil sie fürchteten, dass mit der Verpflichtung des russischen Pultstars die Schirmherrschaft Polens für das Festival in Gefahr sei, das sich vom 28. Februar 2015 an eben Polen widmet. Bekanntermaßen sind die politischen Beziehungen zwischen Polen und Russland derzeit eisig.

Dabei hatten Festival-Intendant Robert Leonardy und Bernhard Leonardy, der künstlerische Leiter, den Dirigenten , der sich auch schon durch Wahlaufrufe für Wladimir Putin bei der Kreml-Spitze einkratzte, noch gar nicht verpflichtet. Das Festival plante lediglich länger schon, die Münchner Philharmoniker für 2015 zu engagieren. Zum Zeitpunkt der ersten Anfrage, so Bernhard Leonardy, war Lorin Maazel noch Chef der Münchner. Der berühmte Dirigent starb aber im Juli 2014. "Danach war für uns klar, dass Gergiew, der bereits als Nachfolger Maazels feststand, das Konzert bei den Musikfestspielen dirigieren würde." Als Robert Leonardy im Sommer dann mit der polnischen Botschaft über die Schirmherrschaft für das Festival sprach, machte die Botschaft deutlich: Eine Verpflichtung Gergiews könne die Schirmherrschaft gefährden. Ein Polen-Festival aber ohne polnische Unterstützung wollten die Leonardys nicht riskieren. So engagierten sie den Polen Michal Nesterowicz für das Konzert mit den Münchnern.

Ohne Frage ist der ein aufstrebender Dirigent, aber eben kein Publikumsmagnet wie Gergiew. "Das war auch keine künstlerische Entscheidung, das war politisch motiviert, wir sind aber als Festival klar nicht politisch", betont Bernhard Leonardy. Einen positiven Nebeneffekt hat dies jedoch: Die Gage für den jungen Dirigenten fällt klar geringer aus als für den russischen Maestro, dessen Jahreseinkünfte bei über 13 Millionen Euro liegen sollen.

Kurios bleibt allerdings, dass die Münchner Philharmoniker beim Saar-Festival am 10. März in der Congresshalle ihr Konzert mit Nesterowicz spielen, tags zuvor aber unter Gergiew in Paris. Um die Zugkraft des Festivals müssen sich Vater wie Sohn Leonardy aber wohl kein Sorgen machen: Solistin ist in Paris wie in Saarbrücken Sol Gabetta , eine der gefragtesten und aufregendsten Cellistinen überhaupt. www.musikfestspielesaar.de

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