Fitness Warum körperliche Bewegung sogar Krebs verhindern kann

Köln · (ml) Mediziner an der Deutschen Sporthochschule in Köln erforschen neben den Myokinen weitere Stoffe, die bei Muskelaktivität ausgeschüttet werden: Exosomen und Mikrovesikel. Sie werden auch bei einem Krafttraining und bei einem intensiven Ausdauer-Intervalltraining gebildet.

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Foto: SZ

Die nur 300 bis 100 millionstel Millimeter großen Exosomen bilden sich aus kleinsten Körperchen im Zellinneren.

Zunächst wurde entdeckt, dass Exosomen defekte Zellbestandteile wie Nukleinsäuren und Proteine aus der Zelle abtransportieren, also als Müllabfuhr dienen. „Inzwischen wissen wir, dass Exosomen auch zelluläre Signale aufnehmen und in benachbarte Zellen einschleusen können“, sagt der Zellmediziner Professor Dr. Wilhelm Bloch. Sie transportieren also „Kommunikationsmoleküle“. Auf diesem Weg sei eine Zelle in der Lage, mit ihrer Umgebung zu „sprechen“ und diese zu beeinflussen. Bekannt ist bereits, dass Exosomen ein überschießendes Immunsystem dämpfen und regulieren können.

Exosomen werden oft auch als Mikrovesikel bezeichnet. Doch einige Wissenschaftler zählen Mikrovesikel zu einer eigenen Gruppe. Es handelt sich um 100 bis 1000 millionstel Millimeter große Abschnürungen der Zellmembran. Mikrovesikel können ebenfalls Botschaften zu anderen Zellen transportieren. Mikrovesikel spielen beispielsweise eine Rolle beim Schutz von Blutgefäßen, indem sie schädliche Signale zur Selbstzerstörung abschalten.

Exosomen und Mikrovesikel haben aber auch eine dunkle Seite. Denn Krebszellen nutzen diese winzigen Boten ebenfalls, um ihre tödlichen Eigenschaften auf andere Zellen zu übertragen. Krebszellen geben die Stoffe ständig in geringer Dosis ab. „Die Zusammensetzung der Exosomen und Mikrovesikel ist davon abhängig, in welcher Zelle sie gebildet werden“, erklärt Bloch. „Turmorzellen schicken andere Informationen auf die Reise als Muskelzellen.“ Muskeln produzieren die Stoffe beim Sport in einer höheren Dosis und zeitlich begrenzt.

„Die spezifische Zusammensetzung und die andere Dosierung der Exosomen und Mikrovesikel aus Muskelzellen hat vermutlich einen heilsamen Effekt“, sagt Bloch. Tumorzellen senden die Stoffe in anderer Zusammensetzung und Dosierung aus, wodurch der Organismus geschädigt werden kann.

Der gleiche Zusammenhang wurde bei Interleukin-6, dem ersten Myokin, das entdeckt wurde, zweifelsfrei nachgewiesen. Beim Sport setzen die Muskeln Interleukin-6 in großer Menge, doch zeitlich begrenzt frei. Dann wirkt der Botenstoff entzündungshemmend. Er aktiviert zudem die Fettverbrennung.

Bei Übergewicht schüttet allerdings auch das Fettgewebe Interleukin-6 aus. „Diese dauerhafte Freisetzung in geringer Dosis führt zu chronischen Entzündungen im Körper“, erläutert Bloch. Beispielsweise können dadurch die Innenwände der Blutgefäße geschädigt werden.

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