Saarbrücken. Wie sind die Deutschen? Wagemutig und trotzig wie Luther, himmelstürmend wie Dr. Faust? Von wegen, kleinmütig sind sie, Angst haben ist ihre Hauptbeschäftigung: Angst vorm Rauchen, vorm weichen Euro, vor Minaretten, Kopftuchmädchen und griechischen Schuldenbuckeln. Klar wurde das beim SR-Gesellschaftsabend im voll besetzten Studio Eins, noch wird der große Sendesaal renoviert. Alfons illustre Gäste lieferten sarkastische Spitzen zuhauf.Ruhrpottler Hennes Bender analysiert zwerchfellerschütternd das Massenleiden Bettschwere und die Fliehgeschwindigkeit von in gelben Bahnsteigquadraten ausgestoßenen Nikotinwolken. Wo Allround-Kabarettist Christian Ehring über kirchliche Kondomerlaubnis für alles außer Sex, deutsche Atomangst, Autowahn und Windradhass die köstlichsten Schleifen schlägt, muss der hibbelige Schweizer Poetry-Slammer Gabriel Vetter erst in Fahrt kommen. Bei der kuriosen Aufdröselung basisdemokratischer Feinheiten des helvetischen Souveräns aber findet er zu sich. Als komödiantisches Großkaliber erweist sich einmal mehr der vielfach preisgekrönte Wilfried Schmickler. So schnell findet man kaum Platz im Hirnkasten, wie er die bissigsten Schmickleriaden schießt gegen Angstschürer und Notleider des großen Gelduntergangs. Worin der Zauber gebleichter Primanergebisse bei Jungpolitikern aus parteieigenen Konstruktionsbüros liegt, nun ist's klar. Warum die Krise weiblich ist, aber von männlichem Größenwahn fabriziert und das edle Männergeschlecht nun ohne Schiesser-Feinripp und Märklinbahn raus muss ins feindliche Leben - Schmickler erhellt's. Tosender Applaus. rr