Warteschleifen-Abzocke am Telefon nimmt kein Ende

Berlin. Die Opposition nimmt Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) weiter ins Visier. Die Grünen werfen Aigner nun auch vor, sie sei entgegen ihren Ankündigungen bislang nicht gegen die Abzocke in Telefonwarteschleifen vorgegangen. Stattdessen müssten die Verbraucher immer noch bis zu 55 Euro für einen Anruf bei kostenpflichtigen Servicenummern bezahlen, so die Grünen

Berlin. Die Opposition nimmt Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) weiter ins Visier. Die Grünen werfen Aigner nun auch vor, sie sei entgegen ihren Ankündigungen bislang nicht gegen die Abzocke in Telefonwarteschleifen vorgegangen. Stattdessen müssten die Verbraucher immer noch bis zu 55 Euro für einen Anruf bei kostenpflichtigen Servicenummern bezahlen, so die Grünen. Als Beleg führt die Bundestagsfraktion der Partei eine neue Erhebung an, die unserer Zeitung vorliegt.Aigner hatte im vergangenen Jahr angekündigt, dass der Verbraucher erst dann zur Kasse gebeten werden soll, wenn die Verbindung mit einem Ansprechpartner hergestellt ist. In einer Warteschleife werde schließlich noch keine Leistung erbracht. Doch die gesetzliche Regelung lässt weiter auf sich warten. Dem Vernehmen nach sperrt sich die betroffene Branche und fordert von der Ministerin Ausnahmeregelungen. "Da wurde wieder einmal angekündigt und das Ergebnis lässt auf sich warten", schimpft Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn.

300 Testanrufe bei 32 Unternehmen haben die Grünen in den vergangenen vier Wochen vorgenommen. Ergebnis: "Viele Millionen Euro werden verdient ohne Gegenleistung", so die verbraucherpolitische Sprecherin Nicole Maisch. Demnach hingen bei den mit 14 Cent pro Minute günstigeren 0180-Servicenummern die Anrufer im Durchschnitt über zwei Minuten in der Warteschleife. Besonders teuer wurde es beim Telefonhersteller Gigaset: Die durchschnittliche Verweildauer betrug über sechs Minuten, der Spitzenwert lag sogar bei 14 Minuten für zwei Euro. Auf Rang zwei rangierte laut Test das Tele-Unternehmen "Alice" - im Durchschnitt warteten die Anrufer rund vier Minuten, knapp acht Minuten betrug der Höchstwert. Nur bei drei der 16 getesteten Unternehmen verbrachten die Anrufer weniger als eine Minute in der Warteschleife: Telekom, Tchibo und German Wings Gruppenreisen. Bei den deutlich teureren 0900-Nummern - die Minutenpreise betrugen bis zu zwei Euro - wird laut Erhebung erst recht kräftig abkassiert: Bei "Tarotkönig", einem Wahrsagedienst, steckten Anrufer schon mal 30 Minuten in der Schleife für teure 55 Euro. Der Test wurde daraufhin abgebrochen. Im Durchschnitt warteten die Anrufer bei dem Anbieter über sieben Minuten für 1,86 Euro die Minute. Einen Spitzenplatz belegte auch "Cheap Tickets", ein Preisvergleichsportal für Flüge, mit 28 Minuten Warten zum Preis von 41 Cent die Minute (elf Euro, durchschnittliche Wartezeit acht Minuten). "Besonders bei einigen Billigfliegern fällt die lange Warteschleife auf", so die Grünen. Bei Easyjet und Ryan Air sei man in der Regel erst einmal über fünf Euro los, bevor man überhaupt durchgestellt werde. Laut Höhn ist die Kostenfreiheit in Warteschleifen in Frankreich bereits umgesetzt. Würden die Anbieter keinen Vorteil mehr von langen Warteschleifen haben, "dürften diese wesentlich kürzer und damit auch der Ärger bei den Kunden kleiner werden."

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