Warten auf Bob Dylan

Saarbrücken. Die Legende nächtigt im Wohnwagen. Wenn auch nicht in einem 08/15-Gefährt vom Campingplatz um die Ecke, sondern in einer rollenden Wohnung in Reihenhaus-Dimension. Wo genau Bob Dylan sich nach seinem sonntäglichen Saarbrücker Auftritt zur Ruhe bettet, kann Robert Leonardy, Leiter der Musikfestspiele Saar, nicht sagen. Er könnte, aber er darf nicht

 Bob Dylan, hier in jungen Jahren, wird am Sonntag in Saarbrücken erwartet. Foto: SonyBMG

Bob Dylan, hier in jungen Jahren, wird am Sonntag in Saarbrücken erwartet. Foto: SonyBMG

Saarbrücken. Die Legende nächtigt im Wohnwagen. Wenn auch nicht in einem 08/15-Gefährt vom Campingplatz um die Ecke, sondern in einer rollenden Wohnung in Reihenhaus-Dimension. Wo genau Bob Dylan sich nach seinem sonntäglichen Saarbrücker Auftritt zur Ruhe bettet, kann Robert Leonardy, Leiter der Musikfestspiele Saar, nicht sagen. Er könnte, aber er darf nicht. Und: "Wir wissen nicht, wann der Maestro kommt und wo wir ihn begrüßen dürfen." Die Art, wie Leonardy 'Maestro' ausspricht, verrät eine Mischung aus Respekt und einem Hauch Verwunderung. Überhaupt scheinen beim Dylan-Gastspiel Verschwiegenheit Trumpf und Diskretion Verpflichtung. Der Kontakt zur betreuenden deutschen Konzertagentur sei "sparsam", findet Leonardy. Eine Pressekonferenz in der Saarlandhalle, drei Stunden vorm Konzert, muss ohne Dylan auskommen, auch wenn es wahrscheinlich ist, dass er mittags am Soundcheck 50 Meter weiter teilnimmt. Bei der Pressekonferenz wird Dylan vertreten von BAP-Kopf Wolfgang Niedecken, einem der größten Fans überhaupt, der im Rahmen der Musikfestspiele einen Dylan-Abend kredenzt. Nach dem Konzert werden sich Künstler und Festivalchef zum ersten Mal sehen - ein Fototermin ist versprochen.

Bis dahin hat das Festival noch einiges zu regeln: Die Bühne in der Halle muss erhöht werden und einen gewissen Abstand zum Publikum garantieren. Leonardy: "Damit die Fans ihm nicht die Schuhe klauen". Ob in der Halle die Seitenteile abgebaut werden, um noch mehr Fans in die Halle zu lassen, ist noch nicht geklärt. Über 5000 Karten hat Leonardy bisher verkauft. Finanziert so eine volle Halle gleich ein halbes Festival? Da lacht Leonardy, aber nicht allzu freudig. "Vom Gewinn, den wir nach Abzug unserer Kosten machen, müssen wir 90 Prozent an die Konzertdirektion abführen." Die Dylan-Produktion insgesamt koste über 200 000 Euro, Leonardy rechnet mit einem Festspiele-Gewinn von um die 3000 Euro. "Davon bestreitet man kein Festival."

Vier Sattelschlepper mit 25 Mann und der gesamten Bühnentechnik werden am Sonntagmorgen an der Saarlandhalle parken, Dylans Band zählt sechs Musiker - ohne den 'Maestro'. Den zu verpflegen, haben sich viele regionale Köche angeboten, erzählt Leonardy. Doch Dylan reise mit eigenem Koch. Insgesamt seien die Wünsche Dylans "sehr bescheiden", besonders im Vergleich zu früheren Erfahrungen des Festivalchefs, 1999 beim Thema Spanien: "Da gab es Flamenco-Tänzer, die sich fünf Flaschen Whisky, Champagner und dazu Frauen gewünscht haben."

Die Konzertagentur hat ein Bilder-Verbot verhängt, Pressefotografen müssen draußen bleiben, Fans werden durchsucht (man sollte sehr früh anreisen), Kameras werden eingesammelt. Das wirkt den Fans gegenüber unfreundlich. Leonardy: "Als Hochmut würde ich das nicht sehen, eher als Selbstschutz. Leonard Bernstein hat das in den späten Jahren auch so gehalten." Man werde als Künstler "in die Menge hineingeworfen", es sei schwer, "jeden Abend diese Leistung abzurufen". Eine große Verantwortung sei das, "je älter man wird, desto größer ist sie."

Leonardy spekuliert, dass Dylan nach dem Konzert, das mindestens zwei Stunden dauern soll, "etwas lockerer" sein könnte, da er am Montag frei hat und erst am Dienstag in Paris auftreten muss. Könnte es also sein, dass Dylan wie einst Paris Hilton über den St. Johanner Markt wandelt, um ein Bier zu trinken? "Einladen werde ich ihn", sagt Leonardy. "Es kann aber auch sein, dass er nach dem Konzert im Wohnwagen verschwindet und sehnsüchtig an Amerika denkt."

Konzert: Sonntag, Saarlandhalle Saarbrücken. Beginn: 20 Uhr, Einlass 19 Uhr. Karten an den VVK-Stellen und an der Abendkasse. Weitere Infos: www.musikfestspiele-saar.de und Tel. (0 18 05) 28 01 33.

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