Walzstraße bleibt in der Planung

Bous. Nachdem im vergangenen Jahr im Stahlwerk Bous eine neue Stranggießanlage in Betrieb genommen wurde, will man in absehbarer Zeit auch die geplante Walzstraße bauen, sobald es die wirtschaftliche Entwicklung zulässt. "Die Pläne sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben", versichert Franz-Josef Schu, Geschäftsführer der Stahlwerk Bous GmbH

Bous. Nachdem im vergangenen Jahr im Stahlwerk Bous eine neue Stranggießanlage in Betrieb genommen wurde, will man in absehbarer Zeit auch die geplante Walzstraße bauen, sobald es die wirtschaftliche Entwicklung zulässt. "Die Pläne sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben", versichert Franz-Josef Schu, Geschäftsführer der Stahlwerk Bous GmbH. Doch zunächst muss das Werk, das zum Osnabrücker Stahlverbund Georgsmarienhütte (GMH) gehört, die Folgen der Wirtschaftskrise verdauen. Diese hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr voll getroffen. Wurden 2008 in Bous fast 350 000 Tonnen Stahl produziert, kam man im vergangenen Jahr noch auf 220 000 Tonnen. Der Umsatz sank von 420 Millionen Euro im Jahr 2008 auf 200 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Der größte Kunde des Bouser Stahlwerks ist der deutsch-französische Konzern Vallourec & Mannesmann (V&M), der größten Röhrenhersteller der Welt. Die Saarländer beliefern die beiden deutschen Großrohrwerke in den Düsseldorfer Stadtteilen Rath und Reisholz mit Blockguss-Stücken für die Rohrfertigung. Aus den Blöcken, die eine Länge von 80 Zentimeter bis 4,40 Meter erreichen und zwischen 0,8 und 60 Tonnen schwer sind, werden in den Werken nahtlose Rohre gewalzt und gezogen, die auf Gas- und Ölfeldern oder in Kraftwerken eingesetzt werden. Diesen Großkunden hat das Stahlwerk noch aus der Zeit, als es selbst zum Mannesmann-Konzern gehörte - das war bis 1998. Zurzeit verfügt man über einen festen Abnahmevertrag mit V&M, der bis ins Jahr 2016 datiert ist. Die Tonnage ist allerdings nicht fixiert, sondern hängt von der Nachfrage ab. Im Boomjahr 2008 lieferte das Stahlwerk rund 300 000 Tonnen an V&M. Der restliche Absatz ging an Groß-Schmieden.Seitdem das Stahlwerk vor zwölf Jahren am GMH verkauft wurde, "sind knapp 120 Millionen Euro Investitionen in das Stahlwerk Bous geflossen", zieht der Geschäftsführer Bilanz. "Vor diesen Investitionen sind wir auf der letzten Rille gelaufen", erinnert er sich. Der Stahl aus Bous - rund 1200 Tonnen pro Tag - wird in einem Lichtbogen-Ofen aus Schrott erschmolzen. Um dessen Leistung zu erhöhen, hat man sich einen größeren Strom-Transformator angeschafft. Außerdem investierte GMH in einen Pfannenofen. Dieser dient dazu, Legierungs-Metalle beizumischen, um die Stahlqualität zu erhöhen. "Vorher mischten wir unsere Rezepturen im Schmelzofen selbst. Mit dem Pfannenofen können wir jetzt mehr Schmelzen in der gleichen Zeit fahren", sagt Schu. Ein weiterer Vorteil des Pfannenofens: Man kann die Temperatur besser regulieren und erreicht zielgenauere Legierungen. Außerdem wurde die Gießgrube von 120 auf 200 Meter erweitert. Vorteil: Man hat mehr Platz für die Kokillen, in denen die gegossenen Stahlblöcke erkalten. Die neue Stranggieß-Anlage dient dazu, Vormaterial für Freiform-Schmieden zu gießen. Denn das Geschäft mit den Schmieden will Schu ausbauen, um unabhängiger vom Großkunden V&M zu werden. Die Strangguss-Knüppel verlassen die Anlage im Format 430 auf 320 Millimeter und können in Längen von zwei bis sieben Meter geschnitten werden. Wenn das Walzwerk gebaut wird, kann das Stahlwerk Bous sein Spektrum an Vormaterialien nochmals "spürbar erweitern". Das geplante Walzwerk werde in der Lage sein, sowohl Stäbe mit runden als auch quadratischen Profilen zu walzen. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich stabilisiert. Nach dem Verkauf des Stahlwerks an die GMH waren in Bous 280 Männer und Frauen beschäftigt - 650 mussten damals gehen. Heute sind es wieder 350 Beschäftigte.

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