Walser weist Friedmans Antisemitismus-Vorwürfe zurück

Überlingen. Der Schriftsteller Martin Walser (85) hat Antisemitismus-Vorwürfe des jüdischen Publizisten Michel Friedman scharf zurückgewiesen. "Ich kann mir überhaupt nicht denken, worauf sich Herr Friedman bezieht. Ich habe niemals ein Pamphlet oder Gedicht zu diesem Thema verfasst", sagte Walser am Freitag

Überlingen. Der Schriftsteller Martin Walser (85) hat Antisemitismus-Vorwürfe des jüdischen Publizisten Michel Friedman scharf zurückgewiesen. "Ich kann mir überhaupt nicht denken, worauf sich Herr Friedman bezieht. Ich habe niemals ein Pamphlet oder Gedicht zu diesem Thema verfasst", sagte Walser am Freitag. "Sollte er das nicht widerrufen, werde ich ihn wegen Beleidigung verklagen."Friedman (56) hatte Walser sowie seinem Kollegen Günter Grass (85) in einem Zeitungsinterview Antisemitismus und Rassismus vorgeworfen. "Früher hat der Spießbürger seinen Rassismus und Antisemitismus in verrauchten Hinterzimmern ausgetobt. Mittlerweile macht er das beim Champagner-Empfang oder verfasst - wie Martin Walser und Günter Grass - Pamphlete in Rede- oder Gedichtform", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

In Walsers Werk meinen manche Kritiker seit langem antisemitische Tendenzen zu erkennen. Dass man ihm dies vorwerfen konnte, habe er nie begriffen, schreibt Walser auch in seinem Buch "Über Rechtfertigung, eine Versuchung", das Anfang 2012 erschien. "Ein Schriftsteller, wenn er halbwegs bei Trost sei, kann nichts anderes sein als ein Schriftsteller." Literaturnobelpreisträger Grass war in jüngster Zeit vor allem wegen eines Israel-kritischen Gedichts zum Iran-Konflikt in die Kritik geraten. Er war bislang nicht zu einer Stellungsnahme zu erreichen.

Friedman prangerte im Interview zudem eine "Enthemmung in der Mitte der Gesellschaft" an. Er verwies unter anderem auf den Rechtsterror der NSU. Rassisten und Antisemiten agierten heute "unverschämter, sie sind lauter und sichtbarer", so Friedman weiter. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort