VW drosselt Produktion in zwei Werken

Wolfsburg · Die Produktionsabläufe der VW-Werke sind eng aufeinander abgestimmt. Derzeit bremst ein technisches Problem im Werk Emden die Arbeit im hessischen Baunatal. Einen Nachfrage-Rückgang wegen des Abgas-Skandals gebe es nicht.

Wegen technischer Probleme muss Europas größter Autobauer Volkswagen in seinen Werken im hessischen Baunatal und im niedersächsischen Emden die Produktion teilweise drosseln. Dies habe aber nichts mit der Abgaskrise zu tun, sagte ein VW-Sprecher. In Emden sei ein kaputtes Presswerk in der Passatproduktion verantwortlich, aus diesem Grund könne derzeit nur mit verminderter Kraft gefertigt werden. Wann der Defekt behoben werden könne, sei noch unklar. "Es wird wohl noch bis in die kommende Woche dauern", sagte der Sprecher. In Emden werden der Passat und das Coupé CC gefertigt -bis 2015 mehr als elf Millionen Fahrzeuge. Die gedrosselte Produktion in Emden hat direkte Konsequenzen für das VW-Getriebewerk Kassel in Baunatal. Bereits am Freitag mussten nach einem Bericht der "Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen" rund 400 Mitarbeiter des Werkes in Baunatal zu Hause bleiben, für den kommenden Montag seien sogar bis zu 2500 Beschäftigte des Getriebebaus betroffen.

In dem nordhessischen VW-Werk werden unter anderem Teile für den Passat gefertigt. Auch für den 5. und den 8. Februar seien aufgrund der geringeren Abfrage an Fahrzeugteilen Schließtage vorgesehen. "Wir haben Schließtage analog zu den fahrzeugbauenden Werken", sagte Betriebsratschef Carsten Bätzold der Zeitung. In den nicht betroffenen Bereichen "brumme" aber die Nachfrage an Bauteilen. "Ursache ist nicht etwa eine rückläufige Nachfrage beim Passat, sondern sind einzig die internen Abläufe bei der Getriebeproduktion", betonte der Konzernsprecher. Er widersprach damit Berichten, wonach sich die gegenwärtige Abgaskrise auf die Nachfrage bereits ausgewirkt habe.

Volkswagen hatte im vergangenen September zugegeben, bei weltweit mehr als elf Millionen Diesel-Fahrzeugen mit einer verbotenen Software die Abgaswerte nach unten korrigiert zu haben. Dem Konzern drohen deshalb Milliardenstrafen. Bis Ende des Jahres sollen die rund 2,5 Millionen in Deutschland von den Manipulationen betroffenen Autos überarbeitet werden. Dazu sind entweder nur Software-Updates oder auch bauliche Veränderungen am Motor nötig.

Unterdessen hat der ADAC angekündigt, dass er die Umrüstung der Dieselfahrzeuge kontrollieren will, die vom VW-Abgasskandal betroffen sind. Der ADAC will dabei vor allem überprüfen, ob sich die angekündigten technischen Anpassungen "nachteilig auf den Kraftstoffverbrauch oder die Motorleistung der Fahrzeuge" auswirken könnten. "Der ADAC leistet für seine betroffenen Mitglieder neben technischer auch rechtliche Hilfestellung", erklärte der ADAC-Vizepräsident für Technik, Thomas Burkhardt. Der ADAC will die Ergebnisse seiner Messungen veröffentlichen und die "verbraucherschutzrechtlichen Konsequenzen" bewerten, kündigte Burkhardt an.

Trotz Krise denkt Volkswagen nicht an den Verkauf einzelner Marken. "Wir haben zwölf erfolgreiche Marken, die sehr wettbewerbsfähig sind", sagte VW-Konzernchef Matthias Müller der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Derzeit gebe es keinen Grund, das infrage zu stellen.

adac.de/vw-messungen

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