VW baut auf allen Ebenen um

Wolfsburg · Erneut tagt der VW-Aufsichtsrat, um Wege aus dem Abgas-Skandal zu diskutieren. Es geht aber auch um weitere Personalien. Nach dem Wechsel an der Porsche-Spitze müssen zahlreiche VW-Manager gehen.

Stühlerücken und Aufsichtsratssitzungen - Deutschlands größtes Unternehmen bleibt im Krisenmodus. Gestern Abend ist der Aufsichtsrat von VW erneut zusammengekommen, um über die Aufarbeitung des Abgasskandals zu diskutieren. Ein Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Zuvor war bekannt geworden, dass Porsche-Produktionsvorstand Oliver Blume an die Spitze des Sportwagenbauers rückt. Der frühere Porsche-Chef Matthias Müller war zuvor zum VW-Vorstandschef berufen worden, um dort Martin Winterkorn zu ersetzen.

Nach Informationen des "Manager Magazins" wurden bereits ein Dutzend VW-Mitarbeiter beurlaubt. Sie seien an Entwicklung und Einsatz der zur Manipulation von Abgaswerten genutzten Software beteiligt gewesen oder hätten zumindest frühzeitig davon gewusst. Betroffen seien Entwickler und Manager in Deutschland sowie den USA.

Ein Thema beim gestrigen Aufsichtsratstreffen dürfte auch die Zukunft des bisherigen Finanzchefs Hans Dieter Pötsch gewesen sein. Hier gehen die Meinungen innerhalb des Gremiums mittlerweile auseinander: Während die Anteilseigner-Familien Porsche und Piëch dem Vernehmen nach weiter an Pötsch als Nachfolger von Ferdinand Piëch an der Spitze des Aufsichtsrats festhalten wollen, gibt es beim Land Niedersachsen offenbar wieder Klärungsbedarf. Auch Interims-Aufsichtsratschef Berthold Huber stehe nicht mehr hinter der Personalie Pötsch, hieß es gestern beim "Handelsblatt".

International schlägt der VW-Skandal immer höhere Wellen. In Frankreich sagte Umweltministerin Ségolène Royal dem Fernsehsender BFMTV, wenn der Verkauf angeblich sauberer Fahrzeuge mit Fördergeldern zusammenhänge, "dann müssen diese öffentlichen Hilfen zurückgezahlt werden". Auch Spanien suche nach rechtlichen Wegen, wie eine Erstattung von Subventionen für schadstoffarme Autos geltend gemacht werden kann, wie Industrieminister José Manuel Soria sagte.

Nach Volkswagen stellte auch die Konzerntochter Audi Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt. "Damit wollen wir den Prozess der Aufklärung unterstützen", sagte ein Audi-Sprecher.

In den USA gingen weitere Klagen gegen Volkswagen ein. Das Harris County in Texas fordert wegen Luftverpestung durch mindestens 6000 in der Region verkaufte VW-Diesel mehr als 100 Millionen Dollar (89 Millionen Euro), wie das Büro des zuständigen Staatsanwalts Vince Ryan in Houston mitteilte.

Wegen des Skandals müssen VW und Audi auch Auszeichnungen in Amerika zurückgeben. Sie hatten für besonders umweltfreundliche Dieselmodelle die "Green Car of the Year Awards" erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort