Vorbild und Gruselvision

Silicon Valley ist mehr als eine Region bei San Francisco, in der Internet-Riesen wie Google und Facebook zu Hause sind. Manche sehen es als neues Machtzentrum, wo sich die Zukunft der Welt entscheidet - oder zumindest der Fortgang der Digitalisierung . Auch deshalb reisen deutsche Manager und Politiker dorthin.

Christoph Keese vom Springer-Konzern war 2013 - wie andere Topleute seines Hauses - dort. Viele der Besucher aus Europa wollen erkunden, was US-Firmen und Erfinder als nächstes planen. Sie möchten verstehen, worin das Geheimnis dieser Ideenschmiede besteht. Informativ und unterhaltsam erzählt Keese in "Silicon Valley " von Besuchen in Firmenzentralen, bei kleinen Start-up-Unternehmen und Spitzen-Unis. Er entwirft ein faszinierendes Bild der Energie, mit der Techniker und Ingenieure dort Neues ausprobieren.

Ihre Erfindungen haben viele Bereiche wie Musik und Medien umgekrempelt. Andere - wie die Banken - würden folgen. Gegen Ende des Buches lässt Keese vermehrt auch Netz-Kritiker zu Wort kommen. Nicht nur die Wirtschaft werde durch digitale Trends erschüttert, sondern - auf dem Umweg über die Kommunikation - unsere gesamte Kultur, folgert er. Als bedrohliches Szenario erscheint ihm das "ultimative Projekt des Silicon Valley ": den Menschen selbst ins Internet hochzuladen und als "unsterbliche Daten" zu speichern. Um Auswüchsen Einhalt zu gebieten, fordert Keese mehr Beschäftigung der Politiker mit dem Thema - und im Zweifel das Schaffen neue Regeln und Grenzen.

Christoph Keese: Silicon Valley . Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt, Knaus Verlag, 320 S., 19,99€.