Saarbrücken. "Die wasserlose Flut" ist die Pandemie der Zukunft. Sie wird - folgen wir dem neuesten Roman der kanadischen Autorin Margaret Atwood - etwa im Jahr 2025 ausbrechen. In diesem Buch beschwört die Meisterin gesellschaftlicher Horrorvisionen ein unwirtliches Szenario in einer nicht mehr lebbaren Welt. Die Macht ist in Händen einer Biotech-Industrie, in der es nur um Profit geht. Es gibt "überflüssige Menschen" im Überfluss, kulturelle und ethische Werte sind abgeschafft. Sinnlose, heute noch unbekannte und kaum beschreibbare aber profitbringende Produkte sind auf einem Markt, der so "frei" ist, dass Diebstahl, Korruption und Gewalt Angebot und Nachfrage regulieren. Allein eine religiöse Gemeinschaft der "Gottesgärtner" arbeitet - selbstgerecht, wie so etwas meist geschieht - auf ökologisch-vegetarischer Basis am Überleben des Lebens auf Erden. In dieser, von der hellsichtigen Autorin erfundenen Sekte, spielt ihr Roman, an den Reibungsflächen zur schlechten, dem Untergang entgegen taumelnden Umwelt. Auf dem Dach eines Hochhauses ist ihr Garten, sie recyceln alles und schützen selbst unangenehme Tiere. "Das Jahr der Flut" handelt von gesellschaftlicher Entwurzelung. Überraschend an diesem Roman ist, dass jeder, der die ersten 50 Seiten überwunden hat, bei der Stange bleibt. Nicht, dass das Buch etwa eine spannende Handlung aufwiese. Aber man fängt an, sich in dieser apokalyptischen Welt auszukennen, vielleicht sogar wohl zu fühlen - andernfalls legt man das Buch vorher aus der Hand. Die Anpassungsfähigkeit des Lesers an die fiktiven Umstände wird mit literarischen Mitteln erzeugt und wird unheimlich, sobald man sich dessen bewusst wird. halMargaret Atwood: Das Jahr der Flut. Deutsch von M. Schmalz, Berlin Verlag, 478 S., 22 €Diese und weitere Empfehlungen versandkostenfrei bestellen: www.saarbruecker-zeitung.de/empfehlungen