Von Rappern und Robotern: Grammy-Verleihung in Los Angeles

Los Angeles · Siegeszug des Selbstgemachten: Nicht etwa Pop-Phänomene wie Rihanna, Taylor Swift oder Justin Timberlake standen im Mittelpunkt der diesjährigen Grammy-Gala, sondern Künstler, die ihre Songs zum großen Teil selbst schreiben und vermarkten.

Spektakuläre Grammy-Bühne für hausgemachte Musik: Die großen Gewinner der diesjährigen Verleihung der begehrtesten Musikpreise der Welt sind Künstler, die als Komponisten, Texter und zum Teil sogar Verleger persönlich für den Erfolg ihrer Musik verantwortlich sind. Nicht schillernde Megastars wie Rihanna, Taylor Swift oder Beyoncé gewannen bei der Gala die wichtigsten Trophäen, sondern das französische Elektro-Projekt Daft Punk, das US-Rap-Duo Macklemore & Ryan Lewis und die Neuseeländerin Lorde.

Die gerade mal 17 Jahre alte Newcomerin steht exemplarisch für das Neue und Selbstgemachte: Noch vor weniger als einem Jahr hatte sie ihre Songs von zu Hause aus ins Internet hochgeladen. In der Nacht zum Montag zählte der Teenager mit den langen braunen Haaren und den dunkellila geschminkten Lippen bereits zu den großen Gewinnern und heimste zwei Grammys ein. "Danke an alle, die diesen Song explodieren lassen haben", sagte sie in Anspielung auf ihren Hit "Royals". "Es war alles völlig übergeschnappt." Eigenen Angaben zufolge hat sie den Song, der zum weltweiten Web-Phänomen wurde, mit 16 Jahren in weniger als einer Stunde geschrieben.

Die zwei Musiker von Daft Punk, die auch bei der glamourösen Veranstaltung an ihrer gewohnten Arbeitskleidung mit weißen Ganzkörperanzügen und Robotermasken festhielten, konnten insgesamt fünf Preise gewinnen. Ihr Disco-Funk-Song "Get Lucky" gewann als "Aufnahme des Jahres", ihr viertes Studioalbum "Random Access Memories" wurde zum "Album des Jahres". Das bereits seit mehr als 20 Jahren existierende Duo hatte es nahezu komplett live und - für das Genre ungewöhnlich - ohne Samples eingespielt.

Das Rap-Duo Macklemore & Ryan Lewis, die ihre Musik im Eigenvertrieb veröffentlichen, ging mit vier Auszeichnungen nach Hause - darunter auch die in der Top-Kategorie "Bester neuer Künstler". Ihr Hit-Album "The Heist" wurde zum "Rap-Album des Jahres" erklärt, der Chart-Erfolg "Thrift Shop" zur "Besten Rap Performance". "Bevor die Medien da waren, bevor es die ganze Aufregung gab, bevor es eine Geschichte gab, gab es unsere Fans", sagte Macklemore. "Ohne sie würde es uns nicht geben." Stars wie Madonna, Pink, Taylor Swift oder Katy Perry legten in der Grammy-Nacht zwar spektakuläre Auftritte hin, blieben aber ohne Trophäen und wurden fast zu einer Art Beiprogramm bei der Feier für das Selbstgemachte.

Bereits im vergangenen Jahr waren viele junge Newcomer zu den Stars der Grammy-Verleihung avanciert. Die Juroren der veranstaltenden "National Academy of Recording Arts and Sciences" betonen immer wieder, dass sie sich rein an der Qualität der Musik orientieren und unabhängig von Chartplatzierungen und Verkaufszahlen sind.

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Auf einen BlickAuch deutsche Künstler erhielten Grammys: das NDR-Sinfonieorchester und der Dirigent Christoph Eschenbach (Kategorie "Best Classical Compendium"); die Band Kraftwerk (Ehrengrammy); Produzent Zedd aus Kaiserslautern (Kategorie "Beste Dance-Aufnahme"); Trompeter Steffen Kühn und sein "Pacific Mambo Orchestra" (Kategorie "Bestes Tropical Latin Album"). dpa

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