Von heimelig bis unheimlich

Saarbrücken · Seit 2010 loben im Zweijahresrhythmus das Saarland, Luxemburg und Lothringen das „Stipendium zur Förderung junger Fotografie in der grenzüberschreitenden Großregion“ aus – kurz „Regards sans Limites“/„Blicke ohne Grenzen“. Die Arbeiten der prämierten Künstler sind jetzt in Saarbrücken zu sehen.

 Sylvie Guillaumes Serie „Restes à venir“. Foto: Guillaume

Sylvie Guillaumes Serie „Restes à venir“. Foto: Guillaume

Foto: Guillaume

Vier Stipendien über je 3750 Euro hat die Jury um Andrea Altherr, Kuratorin der Pariser Fotoagentur Magnum Photos unter 49 Bewerbern aus der Großregion vergeben: an die drei in Saaralbe und Nancy arbeitenden Lothringer Delphine Gatinois, Sylvie Guillaume, Guillaume Greff und den Luxemburger Mike Bourscheid, allesamt um die 30. Die Ergebnisse sind in einer Ausstellung zu sehen, die nach Stationen in Nancy und Bar-le-Duc nun im Saarländischen Künstlerhaus angekommen ist. Sie ist eine Bestandsaufnahme der Fotografie als Medium der Erinnerung, Dokumentation und Selbstinszenierung. Dabei gerät der Titel "Blicke ohne Grenzen" zur Aufforderung, Grenzen, Übergänge und den Wechsel herauszuarbeiten - die thematische Klammer der vier Serien. So legt Sylvie Guillaume mit "Restes à venir" einen Bildessay über Fotos als Speicher der Erinnerung, besser: als deren Generator vor. Der Besuch eines still gelegten Freizeitparks ihrer Kindertage erweist sich als ein zwischen heimelig und unheimlich changierender Grenzgang entlang einer schlüssig aneinander gefügten Kette von Bildassoziationen.

Wie sich Zivilisation, Kultur und Natur überlagern, zeigt Guillaume Greff in der Dokumentation seiner Rhein-Reise von der Quelle bis zur Mündung. Dabei setzt er nicht den Fluss, sondern den Kontrast von Landschaft und Betonbegleit-Architektur am Ufer ins Bild - und ist damit der Gegenpol zu Delphine Gatinois Serie "Beute", die Rituale der Vereinigung mit der Natur inszeniert. Die von Mike Bourscheid als Spiel mit der Künstlerrolle und dem Dokumentar-Charakter der Fotografie angestrengte Hanswurstiade "Froschmäusekrieg" lockert die Ausstellung mit Spielfreude auf und dämpft die Melancholie.

Kurator Eric Didym hat die vier Serien zu einem schlüssigen Parcours zusammengefügt, der von Querverbindungen lebt und zeigt, wie notwendig es ist, diese Fotoprojekte als Bilderfolgen zu zeigen. Als kongeniale Ergänzung gesellt sich im "studioblau" Tanja Demans Videoessay "Abode of Vacancy"(Wohnstätte der Leere) über den inszenierten Blick auf Räume in Stadt und Natur hinzu.

Bis 7. September. Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr.

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