Heusweiler Von (fehlenden) Wahlhelfern und Eierschmier

Heusweiler · Unser Heusweiler SZ-Fotograf Andreas Engel berichtet über seine Erfahrung hinter der Wahlurne.

 Andreas Engel

Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Was mich dazu gebracht hat, mich als Wahlhelfer bei der Bundestagswahl einzubringen, ist eine Mischung aus Neugierde und Einsicht. Neugier ist klar, Einsicht muss erläutert werden: Wahlen funktionieren nicht ohne ehrenamtliche Wahlhelfer, und wenn die Wahlen nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden, ist die Demokratie in Gefahr. Also sind Wahlhelfer Geburtshelfer unserer parlamentarischen Demokratie.

Aber immer weniger Menschen wollen Wahlhelfer sein. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass die Leute am Sonntag, egal ob Wahl ist oder nicht, lieber spazieren gehen oder im Garten grillen, aber irgend jemand muss den Job des Wahlhelfers machen. Der Mangel an Wahlhelfern führt dazu, dass nicht jeder der rund 600 000 Wahlhelfer in Deutschland freiwillig an seinem Platz ist.

Wahlhelfer ist in Deutschland ein verpflichtendes Ehrenamt: Melden sich im Vorfeld einer Wahl nicht genügend freiwillige Wahlhelfer, können die Wahlämter theoretisch jeden Wahlberechtigten dazu verpflichten. Fast schon routinemäßig klagen deutsche Wahlämter kurz vor Wahlen über tausende unbesetzte Wahlhelferstellen. Wenn auch das nicht hilft, mobilisiert die öffentliche Verwaltung notgedrungen die eigenen Beamten und Angestellten. Mehr oder weniger zwangsverpflichtet, winkt ihnen im Gegenzug ein Tag Dienstbefreiung.

Auch in Numborn sind Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes als Helfer an der Wahlurne im Einsatz, Esther Feiß und Gabi Port aus dem Rathaus und der Polizeibeamte Joachim Strempel. Mein freiwilliger Dienst als Wahlhelfer führte mich ins Wahllokal 42 im Feuerwehrgerätehaus in Numborn. Schon am Vorabend hatten die Feuerwehrleute die Gasheizung angestellt, damit sich die insgesamt acht Wahlhelfer am Wahlsonntag nicht erkälten, wenn sie stundenlang in zwei Schichten an ihren Tischen sitzen.

Alle Wahlhelfer werden vor Dienstantritt vom Wahlvorsteher in das Procedere eingeweiht. Wahlbenachrichtigungen müssen mit den Wahllisten verglichen werden, schließlich darf jeder nur einmal wählen. Aber in Numborn kennt jeder jeden, dort sind solche Angelegenheiten nur Formsache.

Zuweilen ist der Wahlhelferjob (Erfrischungsgeld: 25 Euro) recht langweilig. Die Menschen stehen nicht gerade Schlange, um ihre Kreuzchen zu machen. 339 Wahlberechtigte wohnen in Numborn. Sie sorgten für eine Superwahlbeteiligung: 82 Prozent gaben ihre Stimme ab. Was nach Angaben der Schriftführerin im Numborner Wahlvorstand, Gabi Port, auch noch erfreulich war: Nur zwei Wahlzettel waren nicht korrekt ausgefüllt. Ein Wähler hatte gar kein Kreuz gemacht, ein anderer hatte gleich alle Parteien angekreuzt.

 Andreas Engel

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Foto: Andreas Engel

Ein schöner Brauch in Numborn ist am Wahlsonntag, dass die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wahllokal bei der Feuerwehr wohnende Familie von Christoph Schnur ihre „Straßenwahlparty“ veranstaltet. Neben Kaffee, Kuchen, Kaltgetränken wurde eine köstliche Eierschmier feil geboten, wovon eine ordentliche Portion an die im Wahllokal sitzenden Helfer gereicht wurde.

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