Von Fan-Fiktion zum Fantasy-Star

Ihre Edelstein-Trilogie („Rubinrot“) verkaufte sich über eine Million Mal und ist ein Kino-Hit. SZ-Redakteur Marco Reuther sprach mit Kerstin Gier, früher Frauen-, heute Fantasyroman-Autorin, über Schubladen und Frauengeschichten.

 Gefesselt lauschten die Zuhörer in der Buchhandlung Drachenwinkel, als Gier aus ihrer Trilogie „Silber“ las.Foto: Rolf Ruppenthal

Gefesselt lauschten die Zuhörer in der Buchhandlung Drachenwinkel, als Gier aus ihrer Trilogie „Silber“ las.Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Frau Gier, diese Lesung ist auch ein Appetitmacher auf die Liebesromantage im Mai 2015 in Sulzbach. Dürfen Sie denn da noch lesen, wo Sie jetzt Fantasy-Romane schreiben?

Gier: Aber mit sehr viel Liebe drin. Die ist ja glücklicherweise ein sehr vielseitiges Thema. Bei den Liebesromantagen wird sie in all ihrer Vielfalt vorgestellt, zum Beispiel auch mit Kriminalromanen.

Wie kam es dazu, dass Sie nun auch Jugend- und Fantasyromane schreiben?

Gier: Das wollte ich eigentlich schon immer machen - ab und zu hatte ich auch Fantasyelemente in die Erwachsenenromane geschmuggelt. Hat, glaube ich, keiner gemerkt - aber ich habe halt geschrieben, was gefragt war. Was mir ja auch durchaus Spaß gemacht hat.

Man war also festgelegt?

Gier: Ja, schon. Es ist schwer, aus Schubladen wieder rauszukommen. Wenn man Angebote in einer bestimmten Richtung hat, dann kann man nicht so einfach sagen: "Nein, ich schreibe, was ich will." Für lustige Frauengeschichten gab es damals Verträge - also habe ich die geschrieben.

Die "Edelstein"- und die "Silber "-Trilogie scheinen auf den ersten Blick Jugendbücher zu sein, werden aber auch von vielen Erwachsenen gelesen.

Gier: Warum eigentlich nicht? Wenn man sich mal fallen lassen und wieder wie 14 fühlen kann ...

Sie haben schon früh angefangen, Geschichten aufzuschreiben. Was war Ihr erstes Werk?

Gier: Als ich sieben Jahre war, habe ich den vierten Teil von Meisterdetektiv Kalle Blomquist geschrieben - acht Seiten im Schulheft, und es kam auch ein kleines Mädchen namens Kerstin drin vor. Heute würde man "Fan-Fiktion" dazu sagen.

Wie haben Sie sich dann für eine Laufbahn als Schriftstellerin entschieden?

Gier: Erstmal habe ich meinen Job gekündigt - den ich, ehrlich gesagt, auch nicht so gerne gemacht hatte. Ein Jahr, hatte ich mir ausgerechnet, könnte ich vom Ersparten leben. Und zu meinem damaligen Freund und heutigen Mann habe ich gesagt: "So, ich ziehe jetzt bei dir ein." Er hat sich auch nicht gewehrt. Nach drei Monaten hatte ich einen Buchvertrag.

Von meiner Tochter soll ich Sie fragen, wie Sie die Verfilmung der "Edelstein"-Trilogie finden.

Gier (wendet kurz den Blick zur Seite): Da findet man auf jeden Fall sehr viel Schönes.

Und was war nicht so schön?

Gier: Na ja, da gibt es schon einiges zu meckern, zum Beispiel, wie eindimensional die Männer von der Loge dargestellt werden, damit nur ja jeder Depp sofort merkt, dass die böse sind ...

Sie mögen keine Stereotypen?

Gier: Kommt drauf an. Auf keinen Fall möchte ich sieben Mal hintereinander das selbe Buch schreiben. Aber Leser gehen mit Neuerungen nicht unbedingt gnädig um: Sie wollen gerne immer genau dasselbe noch mal. Aber ganz anders bitte.

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Zur PersonKerstin Gier, Jahrgang 1966, lebt bei Bergisch Gladbach und hat in 19 Jahren 39 Romane geschrieben. 1996 erschien mit "Männer und andere Katastrophen" der erste Roman der Kommunikationspsychologin. Ihr neuestes Buch "Silber " (Teil zwei der "Silber "-Trilogie) gewann beim deutschen Internet-Forum "LovelyBooks", den Leserpreis 2014 als bestes Jugendbuch. red

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