Von der Fülle in der Kargheit

Saarbrücken. Ein Schrank und doch keiner, sondern eine Skulptur. Wenn man so will, ein altes Stück aus der Kiste der Kunst des 20. Jahrhunderts: Dinge ihrer angestammten Bedeutung sowie ihrer vertrauten Funktion zu entkleiden und sie als reine Form zeigen, auf dass man ihre plastische Qualität im Raum entdeckt

Saarbrücken. Ein Schrank und doch keiner, sondern eine Skulptur. Wenn man so will, ein altes Stück aus der Kiste der Kunst des 20. Jahrhunderts: Dinge ihrer angestammten Bedeutung sowie ihrer vertrauten Funktion zu entkleiden und sie als reine Form zeigen, auf dass man ihre plastische Qualität im Raum entdeckt. Nichtsdestotrotz liegt darin ein Reiz, den Hubert Kiecol wahrlich meisterhaft ausspielt. 23 Arbeiten aus den Jahren 1977 bis 2008 sind im Wechselausstellungspavillon der Saarbrücker Modernen Galerie zur Stelle, nachdem der Bildhauer hier bereits 2004 im Rahmen der Gruppenausstellung "Etrangement proche - seltsam vertraut" zu Gast war. Außerdem gehört ein Werk des in Köln lebenden 59-jährigen Bildhauers zur Skulpturensammlung des Hauses. Ein mattgelber Schrank steht auf einem Betonsockel und öffnet seine Türen, ein Glashaus klappt seine Oberlichter aus. Wandobjekte öffnen Glasluken. Kasten, Bänke, Zäune, Gitter, Leiter und Regal verstellen den Raum. Wir nennen die Dinge bei ihrer Funktion, aber sie dürfen frei davon sein. Kiecol hat ihre Formen separiert und sie aus ihrem Kontext gelöst. Dazu gehört auch das Verkleinern von Hausformen und Treppenstufen, die Kiecol zum Berg aufhäuft oder auf Tischen und in Regalen arrangiert. Damit treibt er sein Spiel und lädt das fremd gewordene Vertraute mit neuem bildhaften Ausdruck auf, in dem er seinen Arbeiten Titel wie "Paradies", "Café Ikarus" oder "Mein ganzes Wissen" gibt. Er stattet dabei die Kargheit mit einer Fülle aus, in der man sich gerne bewegt. Dabei gilt, was eine zackige Gitterskulptur empfiehlt: "Ich brauche Zeit". sgBis 16. August. Geöffnet: Di, Do bis So, von 10 bis 18 Uhr. Mi: 10 bis 22 Uhr. Katalog: 21,80 €.

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