Vom Wesen der Baukunst

Neunkirchen · Viele Jahre arbeitete Franz Mörscher im Saarland als Bildhauer, Maler und zuletzt vor allem als Fotograf. Jetzt kommt der 82-jährige, mittlerweile in Bayern lebende Künstler für eine Buchvorstellung zurück in die alte Heimat.

Er sei mit dem Wikinger-Gen gesegnet, sagt Franz Mörscher und kneift die Augen zusammen. Der Fernsehbeitrag von 2012 zeigt den 82-jährigen Maler, Bildhauer und Fotografen, der über 60 Jahre lang im Saarland lebte, inmitten der reizvollen Natur Oberbayerns. 1998 ist er mit seiner Frau dorthin gezogen. Nun, erzählt er vor der Kamera, gebe es Probleme bei der Suche nach einem Verlag für sein Text-Manuskript. Nur Absagen bislang, aber er wolle kämpfen.

Seit der Ausstrahlung des SR-Beitrags ist über ein Jahr vergangenen, einen Verleger hat Mörscher zwar nicht gefunden, das Manuskript ist dennoch als Buch erschienen - Dank der Bexbacher Druckerei Kern. "Bauwerke und ihr Leben in Utopia", so der Titel, ist eine architekturphilosophische Schrift mit vielen Fotos.

Franz Mörscher ist im Saarland kein Unbekannter. In den 50er-Jahren studierte er bei Boris Kleint und Otto Steinert, seine Kunst ist bis heute in vielen Städten und Gemeinden präsent: von den Mosaiken im Saarbrücker Postamt bis zur "Bürger"-Plastik am Neunkircher Bürgeramt. Vor allem jedoch wurde Mörscher bekannt durch seine Fotografien des Neunkircher Eisenwerks in den 80ern und später der Völklinger Hütte. Unter den vielen Schwarz-Weiß-Fotos unterschiedlicher Bauwerke finden sich im neuen Band auch welche der Neunkircher Serie. Man sieht hier die Alten Meisterhäuser in ihrem ursprünglichen Kontext, daneben den Abriss der Industrieanlagen, die Brachialgewalt der Maschinen - das alles hat Mörscher mit präzisem Blick festgehalten. Die Bilder ziehen in das Buch hinein. Schwieriger verhält es sich mit dem Text. Mörscher bedient sich bei seinen Reflexionen über das Wesen von Architektur und Baukunst, ihrer Rezeption durch den Menschen, einer bisweilen arg artifiziellen Sprache, die das Verständnis erschwert. Das ist schade, verbergen sich auf den 128 Seiten doch viele kluge Gedanken - etwa über das Ungleichgewicht von Schönheit und Nützlichkeit in der Architektur und die zunehmende Funktionalisierung letzterer.

Am 25. November stellt Mörscher das Buch in Neunkirchen vor. Ihm und seiner Frau liegt viel an dem Abend, das Ehepaar plant die dauerhafte Heimkehr ins Saarland. Mit der ländlichen Idylle Oberbayerns hätten sie sich nicht anfreunden können, sagen sie. Der Besuch in Neunkirchen wird so zum ersten Vorfühlen vor einem großen Schritt.

Franz Mörscher: Bauwerke und ihr Leben in Utopia, 128 S., 26,50 €, zu bestellen im Internet unter www.franzmoerscher.de

Buchvorstellung am Montag, 25. November, 19 Uhr, Stummsche Reithalle Neunkirchen, Infos unter Tel. (0 68 26) 9 34 10.

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