Vom Umgang mit Raum, Zeit und Licht

Saarbrücken. Jeweils zwei Künstler aus Saarbrücken beziehungsweise dem Saarland und zwei Luxemburger arbeiten gemeinsam jeweils vier Wochen in Luxemburg und Saarbrücken, ausgestattet mit einer Aufenthaltspauschale von insgesamt 2000 Euro pro Teilnehmer. Doch die wahre "Artmix"-Währung sind die Zeit, die man miteinander verbringt, und der Raum, in dem man sich begegnet

 Tauschen sich nicht nur künstlerisch aus: Vera Kattler, Chantal Maquet, Letizia Romanini, Alexander Minor (v. l). Foto: Maurer

Tauschen sich nicht nur künstlerisch aus: Vera Kattler, Chantal Maquet, Letizia Romanini, Alexander Minor (v. l). Foto: Maurer

Saarbrücken. Jeweils zwei Künstler aus Saarbrücken beziehungsweise dem Saarland und zwei Luxemburger arbeiten gemeinsam jeweils vier Wochen in Luxemburg und Saarbrücken, ausgestattet mit einer Aufenthaltspauschale von insgesamt 2000 Euro pro Teilnehmer. Doch die wahre "Artmix"-Währung sind die Zeit, die man miteinander verbringt, und der Raum, in dem man sich begegnet. Mit der Saarbrücker Residenz im Kulturzentrum am EuroBahnhof (KuBa) ist seit 2008 der für den Erfolg des Austauschs notwendige Rahmen für Wohnen und Arbeiten auf Zeit gefunden, während in Luxemburg das "Konschthaus beim Engel" in der Altstadt den Arbeitsraum bietet und die Gast-Künstler in der Abtei Neumünster untergebracht sind.

Derweil profitiert die Kunst gerade vom Unzureichenden. Ein anderer Raum in einem anderen Licht, das alles verschattete, diese Erfahrung machte die für Saarbrücken angetretene Malerin Vera Kattler mit dem künstlichen Licht im "Konschthaus beim Engel": "So konnte ich nicht malen", wusste sie und widmete sich dem Schatten, lockte ihn mit Mobiles und machte deren Schattenwürfe auf Wand und Boden zur Vorlage für ihre Scherenschnitte. Wie ein schwarzes Vogelheer jagen sie auch in der Galerie des KuBa über die Wand, gleich neben einer Serie von Raben, die gerade in Saarbrücken entsteht und mit der die Malerin wieder bei ihren altbekannten Motiven angekommen ist: den aus dem Bild hinausschauenden Tierköpfen.

Wie andere mit dem Raum umgehen, das habe sie interessiert, sagt Vera Kattler und fand in der Malerin Chantal Maquet und der Objekt- und Installationskünstlerin Letizia Romanini, die in Straßburg studierte und nach zwei Jahren im heimischen Esch-sur-Alzette demnächst nach Straßburg zurückkehrt, ideale Partnerinnen. Beide sind eigenständig in ihrer Arbeit und doch offen für den neuen Raum und die sich daraus ergebende Situation. Für die ortsbezogen arbeitende Letizia Romanini, die noch den feinsten Materialien raumgreifende Qualitäten entlockt, gilt die "Begegnung mit dem Objekt und Zufall". Im Saarbrücker KuBa inspirierte sie ein Heizkörper, der interessante Schattenfurchen in den Raum warf. Nur sind vier Wochen etwas knapp, um diese Wahrnehmung in eine Objekt-Installation umzusetzen: "So schnell geht das nicht, und die Tage sind gezählt." Daher hatte sie vorsorglich ein Arsenal von Materialien mitgebracht, um daraus etwas zu erarbeiten.

Zeit, das zweite Gut von "Artmix", bestimmt auch Chantal Maquets Arbeit. Einerseits bietet das Projekt der seit zehn Jahren in Hamburg lebenden Illustratorin und Malerin Gelegenheit, sich ganz aus dem Alltag herauszuziehen und eine Arbeit umsetzen. Andererseits drängt die Zeit, verlangt Effizienz. Das findet in Saarbrücken wie schon in Luxemburg seinen Ausdruck in von innerhalb einer Stunde entstehenden Leinwandporträts von Besuchern.

Hier in Saarbrücken sei für ihn "der Alltag", stellt Alexander Minor fest - im Gegensatz zum Arbeiten im Nachbarland. Für den Studenten an der Saar-Kunsthochschule heißt das konkret, weniger Zeit fürs künstlerische Arbeiten zu haben als in Luxemburg. Und so hat Minor eine Reihe von Arbeiten aufgebaut, die recht beliebig, aber durch den obwaltenden Übermut durchaus sympathisch daher kommen, etwa Fotos der von ihm gestalteten Pissoireinlagen sowie von Bettdeckenskulpturen oder mit Urin und Blut nachgemalte Fotografien aus seiner Kindheit. "Ich weiß noch gar nicht wohin das führt", gibt Minor zu. Vernissage am Mittwoch, 30. Januar, um 19 Uhr. Ausstellung bis zum 17. Februar. Di-Fr: 10 bis 15 Uhr; Do und So: 15 bis 19 Uhr.

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