Kolumne So kann’s gehen Vom Paarlaufen beim Einkaufen

Im Einkaufsmarkt sind die Rollen klar verteilt, meint unsere Autorin. Frau hat Zeit und hält gern ein Schwätzchen, während es Mann rasch zur Kasse zieht. Es sei denn, es ist gerade Schwenker-Saison.

Kolumne So kann’s gehen: Vom Paarlaufen beim Einkaufen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Die Schwenker-Saison läuft, begleitet von einladend-großzügigen Grill-Auslagen in der Metzgertheke. Das kann gewohntes Einkaufsverhalten ändern. Wenn ein langjährig eingespieltes Ehepaar vor dem Wochenende Richtung Supermarkt aufbricht, sind die Rollen verteilt. Er parkt und sammelt die Einkaufstaschen ein. Sie kramt einen Euro oder Chip aus dem Geldbeutel, organisiert den Einkaufswagen. Sie hat auch den Einkaufszettel geschrieben und meistens nicht daheim liegen lassen. Die Wege trennen sich gleich nach dem Eingang. Mann strömt Richtung frische Backwaren, Frau überblickt Obst und Gemüse.

Den Einkaufswagen haben sie irgendwo dazwischen strategisch geparkt. Ehe es dann gemeinsam weitergeht zu den Molkerei-Produkten, erklingt zum ersten Mal sein Ruf: „Kann ich schon mal zur Kasse?“ Nein, kann er nicht, weil noch zu viel auf dem Zettel steht. Nach dem Quark, der Milch und dem Joghurt erklingt der zweite schon etwas ungeduldigere Ruf: „Ich geh’ schon mal zur Kasse!“ Nein, geht er nicht. Warum muss er immer so einen Stress machen? Frau trifft meistens noch ein bekanntes Gesicht. Mann auch, aber der belässt es bei freundlichem Kopfnicken. Frau tauscht sich dagenen gerne noch etwas aus. Während des Plausches hört sie den dritten Ruf: „Ich geh’ dann jetzt doch schon mal zur Kasse.“

Frau gewinnt Zeit, indem sie den Mann auf dem Weg dahin noch ein paar Sachen in den Wagen packen lässt. Das Pläuschchen kann noch etwas weitergehen. Das Gesicht des Mannes ist inzwischen aber nicht mehr ganz so freundlich. Und noch weniger, wenn Frau ihn nach gefühlten wenigen Sekunden – für den Mann sind es gefühlte Stunden, verlorene Stunden seinen Lebens – an der Kasse einholt. Wenn dann der Gattin in der Schlange an der Kasse einfällt: „Jetzt hab ich doch noch die Butter vergessen“, sie sich noch mal trollt und schnellen Schrittes wieder den Anschluss sucht, dann ist des Ehemannes Nervenkraft fürs Einkaufs-Erlebnis fast aufgebraucht. Was das jetzt mit der Schwenker-Saison und den Grill-Auslagen zu tun hat? Na, das ist sein Hoheitsgebiet. Da lässt auch er sich auf einmal ganz viel Zeit.

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