Vom Kometen zum Fixstern am Pophimmel: David Bowie wird 65

London. "Ein alternder Rockstar zieht sich nicht einfach aus dem Leben zurück. Wenn ich einmal 50 werde, liefere ich dazu den Beweis", sagte David Bowie 1979 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Und tatsächlich explodierte er in den Jahren um seinen 50

London. "Ein alternder Rockstar zieht sich nicht einfach aus dem Leben zurück. Wenn ich einmal 50 werde, liefere ich dazu den Beweis", sagte David Bowie 1979 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Und tatsächlich explodierte er in den Jahren um seinen 50. Geburtstag vor Schaffenskraft und veröffentlichte mit "Earthling", "Hours", "Outside" und "Reality" wieder vier bahnbrechende Alben. Doch danach brach der Kontakt zur Bodenstation ab. Der Raumfahrer des Poprocks gilt zu seinem 65. Geburtstag in seiner privaten Galaxis als verschollen.Vier Jahrzehnte nachdem Bowie mit "Ziggy Stardust" die klassische Pop-Ikone schuf, ist von dem Erfinder wenig zu hören und zu sehen. Nur gelegentlich taucht er in kleinen TV-Nebenrollen oder als Gastsänger in den Aufnahmen weitaus jüngerer und unbekannterer Kollegen auf. Selbstironisch spielte er für eine karitative Organisation die Blockflöte in dem "Requiem für einen lachenden Gnom" mit den eingeblendeten Protestrufen eines entnervten Publikums.

Als Hauptgrund für seine künstlerische Altersruhe hat David Bowie angegeben, dass ihn seine Vaterrolle nun völlig ausfülle. Die Quittung für seinen exzessiven Stil auf der Bühne und im Leben bekam er bei seinem letzten großen Auftritt im Jahre 2004 in Hamburg, als er sich einer Notoperation am Herzen unterziehen musste. Über seinen Nachruhm braucht sich aber Bowie keine Gedanken zu machen: 140 Millionen verkaufte Alben, über ein Dutzend Mal "Platin" diesseits und jenseits des Atlantiks, ein Platz in der "Ruhmeshalle des Pop" und die Aufnahme in die Liste der "bedeutendsten Briten aller Zeiten" genügten ihm, so dass er 2003 auf den Ritterschlag verzichtete. Mit einem geschätzten Vermögen von 900 Millionen Euro gehört er zu den reichsten Pop-Persönlichkeiten.

Als größten Fehler seines Lebens bezeichnete David Bowie das Eingeständnis seiner Bisexualität. Gegen seine ehemalige Frau Angela Bannett, die 1990 behauptete, ihn mit Mick Jagger im Bett ertappt zu haben, strengte er allerdings eine Verleumdungsklage an. Unbestritten hingegen ist seine Drogensucht, von der sich Bowie schließlich durch harte Entziehungskuren befreien konnte. Mit Kokain heizte er seine Kreativität an, von der der Kritiker Brad Filicky sagte: "Bowie wurde das musikalische Chamäleon schlechthin. Er wechselte und diktierte ständig Trends, genauso wie er sein Image änderte, um sich seiner Musik und seinem Stil anzupassen." Vom androgynen Astronauten bis zum skeletösen Vampir setzte Bowie die Maßstäbe für Bühnenpräsentation und Imagepflege. Thomas Forget schrieb in seiner Bowie-Biografie: "Dank seines Erfolges in so vielen verschiedenen Stilen, ist es schier unmöglich, heute einen Pop-Star zu finden, der nicht von David Bowie beeinflusst würde." Zweifelsohne gehört Bowie auch zu den großen Intellektuellen in seiner Sparte, der mit seinen Anleihen aus der europäischen Geisteswelt seine Fans häufig überforderte. Im Rentenalter wurde der rastlose Komet zum Fixstern, in dessen Glanz heute Madonna und Lady Gaga funkeln.

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