Vollweib trifft Omegamännchen

St Ingbert · Musik war Trumpf am ersten Wettbewerbsabend der St. Ingberter „Pfanne“. Insbesondere Jochen Falck und Katie Freudenschuss hinterließen am Samstag in der vollen Stadthalle einen guten Eindruck.

 Solo für Klarinette: Als Erster bei der St. Ingberter „Pfanne“ auf die Bühne, das ist eine Bürde, von der sich Jochen Falck aber nicht beeindrucken ließ. Der Auftritt des Kabarett-Artisten war am Samstag ein glänzender Start in einen vielversprechenden Abend. So kann's weitergehen! Foto: Iris Maurer

Solo für Klarinette: Als Erster bei der St. Ingberter „Pfanne“ auf die Bühne, das ist eine Bürde, von der sich Jochen Falck aber nicht beeindrucken ließ. Der Auftritt des Kabarett-Artisten war am Samstag ein glänzender Start in einen vielversprechenden Abend. So kann's weitergehen! Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Ist das jetzt ein Jubiläum oder keins? Voriges Jahr feierte man doch bereits die 30 in St. Ingbert . Und jetzt schon wieder? Stimmt, aber da war's halt die Woche der Kleinkunst , deren Jahre sich rundeten. Diesmal gilt's dem eigentlichen Wettbewerb (im Jahr eins gab's nämlich noch keine Komikkonkurrenz). Also: nochmal hoch die Tassen! Und egal ob Kabarett-Novize oder Comedy-Routinier, die Halle in St. Ingbert ist immer brechend voll. Bessere und treuere Zuschauer gibt's für Kleinkunst schwerlich. Und die wurden von drei Startern des ersten Wettbewerbsabends nicht enttäuscht. Alle drei sind Multitalente und packen das Publikum. Bloß das Wie macht noch den Unterschied. Der aber ist merklich.

Ladies first, wenden wir uns zunächst einer der raren Frauen im Wettbewerb zu: halb Hessin, halb Österreicherin, dazu ganze Wahl-Hamburgerin. Katie Freudenschuss heißt sie. Und der Name sei sogar echt, sagt sie. Wir glauben's mal. Auf jeden Fall schlägt Freudenschuss aus ihrem Namen reichlich Kapital: In Studentenzeiten habe sie als Rezeptionistin einer Samenbank gejobbt. Haha. Für Freudenschuss' Höhepunkte braucht man wohl nicht zwingend ein Hochschul-Diplom. Ihr Revier ist eher die amüsante, ironisch leicht gewürzte Unterhaltung. Ihr Programm hangelt sich an den kleinen und größeren Alltagsdebakeln entlang, der verpatzten Karriere und der Beinah-Liebe in der S-Bahn. Manche ihrer neudeutschen Lieder könnte auch die Herb-Komische aus dem hohem Norden, Ina Müller , singen, die ja auch mal mit der Kunst ("Queen Bee") klein anfing. Geht auf jeden Fall prima ins Ohr, weil Freudenschuss singt und Klavier spielt, dass es eine Lust ist. Jeder Ton, jeder Diven-Augenaufschlag sitzt. Da mag die intellektuelle Depotwirkung kaum messbar sein, was Katie Freudenschuss macht, macht sie aber so souverän, dass dagegen etwa Matthias Ningels Auftritt schnell verblasste.

Dabei hat sein Programm "Omegamännchen" durchaus Substanz. Um den Konterpart der Alphatiere geht's da. Um Bübchen, die mit 30 noch bei Mami wohnen. Hobbies: Fernsehgucken und Käsebrote essen. Wie's so einem beim Speeddating ergeht? Während die Platzhirsche das Mädel totquatschen, hat das Omegamännchen bei anderthalb Minuten Datingzeit noch eine Minute übrig. Und schweigt. Ningels Porträt der Kleinen und Schwachen gerät nicht nur liebevoll, selbstironisch wirft sich der studierte Schulmusiker aus Mayen auch mit seinen gefühlten 55 Kilo Lebendgewicht ins volle Bühnentreiben. Ja, ein Hänfling von Gestalt, aber eine Riese am Klavier . Seine Arrangements machen Freude, leider halten die Text nicht immer dieses Niveau. Und Ningel vergeudet viel Zeit mit eher schlichten Musikparodien. Chapeau, wenn jemand sowas kann, aber Ningel hat gewiss mehr Potenzial. Ein schönes Gesellenstück, sein Programm, aber noch kein Meisterwerk.

Diese Ebene hat Jochen Falck längst erreicht. Klarinette spielen, das beherrschen ja so manche, dabei aber auch noch den Notenständer auf dem Instrument balancieren, das ist schon ein Kabinettstückchen. Genauso wie die hinreißende Fantasterei, eben diese Klarinette als Mondrakete starten zu lassen. Die Instrumententeile werden Raketenstufen gleich im Flug abgetrennt, bis das Mundstück, die Raumkapsel, auf dem Mond landet; in diesem Fall ein kahles Haupt mitten im Parkett.

Falcks Programm steckt voller dieser absurden Miniaturen und Pointen. Der Absolvent der Berliner Artistenschule jongliert mit Worten so gekonnt wie mit Dingen. Seine Dreiviertelstunde im Wettbewerb war auf jeden Fall viel zu kurz.

Morgen um 19.30 Uhr geht es in der St. Ingberter Stadthalle weiter. Dann mit Ludger K., Friedemann Weise sowie Ulan & Bator.

st-ingbert.de

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