gut leben Vollkornprodukte verlängern das Leben

Saarbrücken · Wer sich einen Überblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Vollkorn-Produkten verschafft, wird keinen Zweifel mehr haben: Vollkorn schützt die Gesundheit und verlängert das Leben.

 Bei Vollkornprodukten bleiben die Randschichten und die Keimlinge der Körner erhalten. In diesen stecken Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren sowie Antioxidantien, die den Organismus gesund halten.

Bei Vollkornprodukten bleiben die Randschichten und die Keimlinge der Körner erhalten. In diesen stecken Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren sowie Antioxidantien, die den Organismus gesund halten.

Foto: Getty Images/Maartje van Caspel

Bei Vollkornprodukten bleiben die Randschicht und der Keimling des Korns erhalten. Bei Weißmehlprodukten werden sie hingegen entfernt, sodass nur noch der innere Mehlkörper, das Stärkekorn, gemahlen wird.

In der Randschicht stecken jedoch wertvolle Ballaststoffe und im Keimling sind Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren sowie Antioxidantien nachzuweisen, die Entzündungen hemmen und das Immunsystem stimulieren. Die Ballaststoffe bewirken, dass die Nahrung länger im Magen bleibt, was ein Sättigungsgefühl hervorruft. Und sie dienen wertvollen Darmbakterien als Futter.

Sechs Portionen täglich Die amerikanische Herzgesellschaft empfiehlt, täglich sechs bis acht Portionen Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. Als eine Portion zählt aber schon eine Scheibe Vollkornbrot, ein halbes Vollkornbrötchen oder eine halbe Tasse Haferbrei. Es ist einfach, mehr Vollkornlebensmittel auf den Speiseplan zu bringen: statt Weißbrot besser Vollkornbrot, statt weißem Reis besser brauner Reis oder Wildreis, statt normaler Nudeln besser Vollkornnudeln, statt Cornflakes besser Kleieflocken.

Warnung vor Ballaststoffmangel Forscher des Instituts für Gesundheitsstatistiken an der Universität von Washington in Seattle, USA, haben die Risiken ermittelt, die am ehesten zu langwierigen Erkrankungen und vorzeitigem Tod führen können. Die größten Gefahren gehen von Bluthochdruck, Rauchen (einschließlich Passivrauchen) und Alkoholkonsum aus. Eine schlechte Ernährung und körperliche Inaktivität seien für bis zu zehn Prozent der vermeidbaren Krankheiten und frühen Todesfälle verantwortlich. Vor allem eine ballaststoffarme Nahrung berge große Risiken.

Schutz für Herz und Kreislauf Wissenschaftler der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, USA, wollten wissen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr von Vollkornprodukten und einem gesünderen und längeren Leben gibt. Die Forscher analysierten die Gesundheitsdaten von 74 341 Frauen und von 43 744 Männern. Beide Gruppen waren jeweils 25 Jahre lang wissenschaftlich sorgfältig begleitet worden. Keiner der Patienten litt zu Beginn der Studien unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Im Untersuchungszeitraum verstarben 26 920 Teilnehmer.

Nachdem die Forscher die andere Risikofaktoren für einen frühen Tod wie Rauchen, starkes Übergewicht oder körperliche Trägheit herausgerechnet hatten, kamen sie zu dem Ergebnis, dass ein höherer Konsum von Vollkornprodukten dass allgemeine Risiko, früher zu sterben, senkt, vor allem aber das Risiko, das von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgeht. Dass Vollkorn auch das Risiko verringert, an Krebs zu sterben, wurde in dieser Studie allerdings nicht eindeutig geklärt.

Mehr hilft mehr Auch Forscher der medizinischen Militärhochschule in Chongqing im Südwesten Chinas kamen zu dem Ergebnis, dass der Verzehr von Vollkornprodukten das Risiko, an koronaren Herzschäden zu erkranken, senken kann. Sie werteten 18 Studien mit zusammen 400 492 Teilnehmern aus. Es zeigte sich, dass eine höhere Aufnahme von Vollkorn deutlich besser vor Herzerkrankungen schützt als ein niedriger Verzehr.

Kampf dem metabolischen Syndrom Forscher der Universität von Maryland in College Park, USA, haben untersucht, wie sich ein stärkerer Konsum von Vollkornlebensmitteln auf das metabolische Syndrom auswirkt. Davon ist die Rede, wenn ein Patient übergewichtig ist, zu hohe Blutfettwerte hat, unter hohem Blutdruck leidet und bereits die Vorstufe zum Diabetes erreicht hat. Für die Studie wurden 535 Personen im Alter von 60 bis 98 Jahre untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass eine höhere Aufnahme von Vollkorn das Risiko, früh an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, senkt. Das gilt unabhängig vom Alter sowie anderen Ernährungs- und Lebensstilfaktoren. Vollkorn kann den Nüchternblutzucker und sogar das Körpergewicht normalisieren. Hingegen führte der Verzehr von raffiniertem Getreide zu einer höheren Konzentration der Nüchternglukose. Das Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken, steigt.

Studie mit weißem Reis Dr. Dagfinn Aune und seine Kollegen haben an der Universität für Wissenschaft und Technologie im norwegischen Trondheim untersucht, ob stark verarbeitetes, sogenanntes raffiniertes Getreide ebenso vor Typ-2-Diabetes schützen kann, wie das für Vollkornprodukte schon vielfach nachgewiesen ist.

Raffinierte Produkte sind nicht zu empfehlen. Die Forscher betonen, dass der Verzehr von weißem Reis, der zum raffinierten Getreide zählt, das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen kann. Weißer Reis wird poliert, das heißt, die nährstoffreiche Samenschale werden entfernt. Hingegen wirkten sich mindestens zwei Portionen Vollkornprodukte pro Tag positiv auf die Gesundheit aus. Die Wissenschaftler raten dazu, raffinierte Getreideprodukte durch Vollkornlebensmittel zu ersetzen.

Was von Kleie zu halten ist Es gibt auch Untersuchungen zur Wirkung von Kleie. Damit sind die Schalen gemeint, die nach dem Mahlen des Getreides und dem Sieben des Mehls zurückbleiben. Zu den Rückständen zählen auch die Aleuronschicht, die zwischen äußerer Schale und dem inneren Mehlkörper liegt, sowie der Keimling. Kleie ist reich an Mineralstoffen, Vitaminen und Eiweiß.

Wissenschaftler der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts, und der Universität von Illinois in Urbana, USA, haben untersucht, ob Kleie oder mit Kleie angereicherte Lebensmittel das Risiko für Typ-2-Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren können.

In den Studien zu Vollkorn wurden auch Mischungen aus Vollkornprodukten und Lebensmitteln, die mehr als 25 Prozent Kleie enthielten, verwendet. Die Forscher stellten fest, dass solche Mischungen das Risiko einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung ebenso senken wie reine Vollkornprodukte.

 Aufbau eines Getreidekorns

Aufbau eines Getreidekorns

Foto: SZ/Müller, Astrid

Zwar gibt es nur wenige brauchbare Studien, die den Zusammenhang von Vollkorn-Ernährung und Körpergewicht untersucht haben, die amerikanischen Forscher schreiben jedoch, dass sowohl beim Verzehr von Vollkorn- als auch Vollkorn-Kleie-Produkten eine verringerte Gewichtszunahme festgestellt wurde. Und die Mischungen senken bei regelmäßigem Verzehr ebenso wie reines Vollkorn das Risiko für Herz-Kreislauf-Schäden.

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