"Voller Wohllaut durch das Dunkel" mit dem Staatsorchester

Saarbrücken. Die Älteren im Publikum begrüßten den Dirigenten als alten Freund: Christof Prick wirkte in den 1970er Jahren als Generalmusikdirektor am Staatstheater

Saarbrücken. Die Älteren im Publikum begrüßten den Dirigenten als alten Freund: Christof Prick wirkte in den 1970er Jahren als Generalmusikdirektor am Staatstheater. Heitere Wiedersehensfreude prägte jedoch sein Programm am Sonntagmorgen in der Congresshalle nicht: Schon die einleitende "Prager Sinfonie" von Mozart, so schlank und federnd Prick sie auch anlegte, bereitete mit ihrer "Don Giovanni"-Ahnung auf den schwermütigen zweiten Teil vor, auf Mahlers "Lied von der Erde". Mahler hatte das Orchester für diese intimen Texte so sparsam eingesetzt, dass es bei Prick fast kammermusikalisch durchsichtig klang. Indem er die vom Komponisten gewünschte, aber selten verwirklichte Trennung der Geigengruppen realisierte, überraschte er erneut; die einsamen Meditationen der Solobläser schienen von Bethges Text inspiriert: "Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel". Damit war der Klangteppich für die ausgezeichneten Sänger ausgebreitet. Der Tenor Michael König weitete im Trinklied vom "Jammer der Erde" nach Li Tai Po den Bogen zwischen Weinrausch und Todesahnung geradezu bacchantisch kraftvoll aus, gab aber auch der zierlichen Chinoiserie des 3. Liedes die nötige Dekadenz. Der Mezzosopranistin Dagmar Pecková fielen die nicht minder wirkungsvollen Elegien chinesischer Poesie zu; sie nutzte ihr herrlich dunkles Timbre für die Bandbreite zwischen leidenschaftlicher Emphase und matter Resignation, und so führte sie den letzten Satz dieser verkappten Neunten Sinfonie Mahlers (die er so nicht zu nennen wagte) meisterlich ruhig in sein ersterbendes Ende - "ewig. . ." Ein Konzert voll dunkler Glut, die auch im Dauerfrost draußen noch lange anhielt. bü

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