Völklinger Meeresfischzucht soll nun doch verkauft werden

Völklingen · Erneute Wende bei der Völklinger Meeresfischzucht (MFV): Statt einer Abwicklung steht nun doch ein Verkauf auf dem Programm. „Wir werden verkaufen“, sagt Johannes Weber, der über die Beratungsgesellschaft FMC den Verkaufsprozess begleitet. „Die Verträge sind in der finalen Abstimmung. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“

 Die Meeresfischzuchtanlage in Völklingen ist seit langem ein umstrittenes Projekt.

Die Meeresfischzuchtanlage in Völklingen ist seit langem ein umstrittenes Projekt.

Foto: Becker&Bredel

Erneute Wende bei der Völklinger Meeresfischzucht (MFV): Statt einer Abwicklung steht nun doch ein Verkauf auf dem Programm. "Wir werden verkaufen", sagt Johannes Weber, der über die Beratungsgesellschaft FMC den Verkaufsprozess begleitet. "Die Verträge sind in der finalen Abstimmung. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Doch es gibt deutlich mehr zu sagen: Eigentlich hatte der Stadtrat Ende März nach einer fünfstündigen Debatte beschlossen, die Anlage stillzulegen. Bis zum 30. Juni sollte die Liquidation über die Bühne gegangen sein. Nun scheint sich mit Peter Zeller doch ein Käufer für das Projekt gefunden zu haben. Unklar sei zwar noch, ob Zeller alleine oder mit Partnern die Meeresfischzucht-Produktion übernehme, heißt es aus Verhandlungskreisen. Zumindest der Preis steht schon im Raum: 2,25 Millionen Euro soll der Schweizer Unternehmer bezahlen, 1,5 Millionen Euro davon werden mit einem Kredit verrechnet, den Zellers Firma Ocean Swiss der Fischzucht bereits im Vorfeld gegeben hatte.

Zeller würde die Anlage lastenfrei übernehmen, also ohne Schulden aus der Aufbauphase. Diese - eine Belastung von mehr als 20 Millionen Euro - müsste die Stadt Völklingen tragen. Unklar ist noch, inwieweit auch die Saar-LB Geld bei dem Verkauf verliert. Sie hat einen Kredit von 10,6 Millionen Euro mit einer Grundschuld auf die Fischzucht-Anlage besichert. Saar-LB-Vorstandschef Werner Severin räumte in einem Pressegespräch vor wenigen Wochen auch ein gewisses "Verwertungsrisiko" für die Bank in diesem Zusammenhang ein.

Die Verträge würden bereits unter Einbindung eines Notars ausgehandelt, der Kaufpreis sei nachgewiesen, hieß es aus Verhandlungskreisen. Einzig beim Fischbestand bestehe Handlungsbedarf. Für einen Weiterbetrieb müssten dringend neue Setzlinge ins Wasser.

Meinung:

Retten, was noch zu retten ist

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Die Anlage mag einen Käufer gefunden haben, die Stadt Völklingen bleibt trotzdem auf einem Berg Schulden sitzen. Sie büßt deshalb für den Größenwahn einzelner Politiker, die überzeugt waren, gegen die Warnungen aus der Wirtschaft besser wirtschaften zu können als Profis. Leider genügt auch das Ende diesem Eindruck. Wer unter Druck verkauft, drückt auch den Preis. Zwar hatten die Gutachter gewarnt, dass nur ein geordneter Verkaufsprozess einen ordentlichen Erlös bringen würde, doch auch hier musste es ganz schnell gehen: Verkauf oder Abwicklung. Jetzt lautet das Motto: Retten, was zu retten ist.

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