Virtuose Meisterschaft aus Übersee

Saarbrücken · Wie ein Taschenspieler zaubern die Saarbrücker Kammerkonzerte immer wieder neue Streichquartette aus dem Ärmel, oder besser gesagt: Sie demonstrieren, welche Fülle an jungen Ensembles in aller Welt entstanden sind und weiter entstehen, und sie schaffen es, diese Talente auch nach Saarbrücken zu holen. Technisch perfekt sind sie alle, zudem stilistisch frei vom Ballast der großen Vorbilder.

Manche aber bieten mehr.

So das amerikanische Dover Quartet, das im Herbst den Banff-Wettbewerb in Kanada gewann und am Sonntag in der Musikhochschule auftrat. Schon in Mozarts Es-Dur-Quartett KV 428 zeigte das Ensemble seine Meisterschaft, vom glockenreinen Unisono über das Auskosten der harmonischen Kühnheiten im Andante und der Bordunklänge im Menuett bis zum virtuosen Finale. Wichtiger aber war die geradezu psychologische Durchleuchtung der Themen und Phrasen, die das oft gehörte Werk in die Nähe Beethovens rückte.

Dieselbe intelligente Dramaturgie wurde bei Samuel Barbers Streichquartett op. 11 hörbar. Das oft isoliert gespielte Adagio erschien hier als logisches Bindeglied zwischen dem leidenschaftlichen Kopfsatz und dem Finale, zumal es mit enormer Klangentfaltung und frei von Sentimentalität gespielt wurde. Dass die jungen Leute auf leichten Erfolg mit gefälligem Schönklang verzichten und stattdessen den steinigen Pfad der durchdachten Interpretation gewählt haben, führte denn auch nach Schuberts Rosamunde-Quartett zu Diskussionen im Publikum. Mancher vermisste das "typisch Schubertsche", andere sahen einen neuen Ansatz. Großer Applaus jedenfalls nach der Zugabe, einem Mendelssohn-Scherzo, das geradezu perfekt serviert wurde.

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