Villeroy & Boch wächst wieder

Mettlach. Angesichts der drohenden Konjunktureintrübung schaut der Mettlacher Keramikkonzern Villeroy & Boch (V&B) vorsichtig auf das laufende Jahr. Ein bis zwei Prozent Umsatzplus erwartet das Unternehmen für 2012. Beim Gewinn sei ein Gewinnrückgang von 15 Prozent ebenso möglich wie ein Gewinnplus desselben Werts

Mettlach. Angesichts der drohenden Konjunktureintrübung schaut der Mettlacher Keramikkonzern Villeroy & Boch (V&B) vorsichtig auf das laufende Jahr. Ein bis zwei Prozent Umsatzplus erwartet das Unternehmen für 2012. Beim Gewinn sei ein Gewinnrückgang von 15 Prozent ebenso möglich wie ein Gewinnplus desselben Werts. "In so unsicheren Zeiten sind Prognosen schwierig", sagte Vorstandschef Frank Göring.Finanzchef Jörg Wahlers ist aber optimistisch, dass im zweiten Halbjahr wieder eine Erholung der Weltkonjunktur einsetzen wird. "Wir werden davon überproportional profitieren", sagt Wahlers. Denn der Konzern habe seine Hausaufgaben gemacht. Beispielhaft nennt er eine optimierte Produktion, den Ausbau strategischer Märkte sowie die Einführung von Neuheiten.

Dass V&B die Krise genutzt hat, um sich neu aufzustellen, zeigen die aktuellen Zahlen. Die liegen zwar angesichts eines schwächeren vierten Quartals leicht unter den Prognosen, doch mit einem Umsatzwachstum von vier Prozent und einem Anstieg des operativen Gewinns von 17 Prozent ist das Unternehmen wieder solide aufgestellt. Auch das Konzernergebnis fällt mit 18 Millionen Euro wieder positiv aus. Während im vergangenen Jahr eine EU-Kartellstrafe von 73 Millionen Euro das Ergebnis tief in die roten Zahlen gedrückt hat, wirkt sich in diesem Jahr ein Sonderertrag aus dem Verkauf des Firmengeländes in Lübeck-Dänischburg von neun Millionen Euro positiv aus. Die guten Zahlen sind aber auch der harten Sanierung der vergangenen Jahre zuzuschreiben. V&B hat die Krise genutzt, um Werke zu modernisieren und automatisieren, Mitarbeiter zu qualifizieren und unrentable Werke zu verkaufen. Gerade erst hat sich V&B von einem Werk in Mexiko getrennt.

Für die Zukunft setzt Göring auf eine Doppelstrategie: Wachstum muss auf der einen Seite aus Europa kommen. Hier macht V&B mit 620 Millionen Euro noch immer den größten Teil seines Umsatzes. Göring setzt auf Wachstumsmärkte wie Osteuropa, aber auch in einem gesättigten Markt wie Deutschland sieht Göring noch Chancen: "Hier geht es um zielgruppengerechte Ansprachen", sagt Göring. Sowohl über spezielle Produktlinien als auch über neue Vermarktungswege wie beispielsweise Facebook. Und gerade für Badprodukte gebe es angesichts des hohen Renovierungsstaus viel Potenzial.

Wachstumsimpulse erwartet Göring aber auch von Märkten wie China und Russland. China steht zwar bisher nur für einen Umsatz von 17 Millionen Euro, konnte im vergangenen Jahr mit 58 Prozent Plus aber ein beachtliches Wachstum vorlegen. In beiden Märkten baut V&B sein Filialnetz kontinuierlich aus.

Für das Saarland kündigt der Vorstandschef weitere Investitionen in die Qualitätssteigerung an. Hier gelte es beispielsweise, die Bruchquote weiter zu reduzieren. "Zurzeit bekommen wir von 100 Prozent Produktion 80 Prozent erste Wahl", sagt Göring. Ein Personalabbau sei an der Saar aber nicht mehr zu erwarten. "Da passiert jetzt nichts mehr", sagt Göring.Foto: V&B

Meinung

Wende geschafft

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Die vergangenen Jahre waren für V&B-Chef Frank Göring nicht sehr lustig. Er musste Mitarbeiter entlassen, Werke schließen, Arbeitskämpfe durchfechten - alles, um den Konzern in der Krise neu aufzustellen. Und als es gerade wieder aufwärts ging, drückte eine Millionenstrafe der EU das Ergebnis. Jetzt kann der V&B-Chef wieder lachen. Das Ergebnis ist deutlich gestiegen, die Kasse füllt sich wieder, auch die Eigenkapitalquote übersteigt wieder die 30 Prozent. Göring hat die Wende geschafft. Insofern kann er der aktuellen Konjunkturdelle entspannt entgegensehen. V&B hat wirklich beste Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

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