Villeroy & Boch schreibt Millionenverlust

Frankfurt. Dass Villeroy-&-Boch (V&B) 2009 einen Verlust schreiben wird, hat Vorstandschef Frank Göring (Foto: ddp) schon vor einem Jahr angekündigt. Dass sich das Jahr allerdings so schlecht entwickeln würde, hatte er damals nicht erwartet

Frankfurt. Dass Villeroy-&-Boch (V&B) 2009 einen Verlust schreiben wird, hat Vorstandschef Frank Göring (Foto: ddp) schon vor einem Jahr angekündigt. Dass sich das Jahr allerdings so schlecht entwickeln würde, hatte er damals nicht erwartet. Zwar war der Umsatz in den ersten zwei Monaten 2009 bereits um 19,7 Prozent gesunken, damals allerdings ließen die Prognosen auf eine Erholung hoffen. Diese allerdings blieb im Jahresverlauf weit schwächer als erwartet. Also stehen nun ein Umsatzrückgang von 14,7 Prozent auf 715,3 Millionen Euro und ein Gesamtverlust von 96,5 Millionen Euro in der Bilanz. Eine Dividende wird das Unternehmen in diesem Jahr nicht zahlen."Letztlich sind wir aber froh, dass wir das noch so hinbekommen haben", sagte Göring gestern bei der Bilanzpressekonferenz. Denn der Großteil des Verlustes sind Einmalkosten, bedingt durch die massive Umstrukturierung des vergangenen Jahres, operativ hat das Unternehmen gerade mal 1,7 Millionen Euro Minus gemacht. "Deshalb sind wir optimistisch, in diesem Jahr schon wieder einen Gewinn von rund zehn Millionen Euro zu erwirtschaften", sagte Göring. Das Jahr 2009 war von harten Einschnitten geprägt: Mit einem "Maßnahmenpaket zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit" hat das Familienunternehmen ein massives Kostensenkungsprogramm in die Wege geleitet - inklusive Werksschließungen, Personalabbau und hartem Kostenmanagement. Dabei hat das Unternehmen bei den Entlassungen die vor einem Jahr angekündigten 900 Stellenstreichungen deutlich überschritten. Weltweit sollen bis Ende des Jahres über 1200 Stellen wegfallen, Im Saarland gehen statt 220 Arbeitsplätzen deutlich über 400 Stellen verloren. "Das ist bitter", sagt Göring. "Aber der Umsatzrückgang hat uns stärker getroffen als erwartet."Für die weitere Krise ist V&B laut Finanzvorstand Manfred Finger nun aber gut gerüstet. Das Unternehmen hat seine Bestände reduziert und Forderungen eingetrieben: Dadurch stehen dem Hersteller nun 47 Millionen Euro flüssige Mittel zur Verfügung. Sollte der Markt wieder anziehen, kann V&B schnell reagieren und die Produktion wieder hochfahren. Vorerst setzt Göring aber weiter auf Krisenmanagement und Sparen - auch die Kurzarbeit geht bis Ende des Jahres unverändert weiter.Künftiges Wachstum verspricht sich das Unternehmen aus den neuen Märkten wie Indien und China. Dort baue das Unternehmen gerade die entsprechenden Vertriebsstrukturen auf, für die Produktion hat das Unternehmen vor knapp zwei Jahren den thailändischen Hersteller Nahm Sanityware übernommen. 58 Prozent der weltweiten Bauinvestitionen bis 2020 würden in den neuen Märkten getätigt, sagte Göring, davon wolle auch Villeroy & Boch profitieren. Dafür muss das Unternehmen allerdings die Produktpalette den landesspezifischen Wünschen anpassen. Für Japan hat V&B nun eine Hightech-Toilette im Programm, für Taiwan, China und die USA wiederum eine Toilette mit integriertem Spülkasten. Und für den russischen Markt gibt es ein besonders prunkvolles Badsortiment. Meinung

Immerhin noch am Leben

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger Villeroy & Boch hat im vergangenen Jahr viel Prügel einstecken müssen - weil das Unternehmen in der Region Tabus gebrochen hat. Nicht nur, dass das Werk in Luxemburg geschlossen wird, auch am Stammsitz im Saarland mussten viele Mitarbeiter gehen. Doch immerhin ist das saarländische Traditionsunternehmen - im Gegensatz zu vielen Konkurrenten - immer noch am Leben. So bitter die Einschnitte waren, Villeroy & Boch hat sich mit der Rosskur fit gemacht für die Zukunft. Wenn die Rechnung von Vorstandschef Frank Göring aufgeht, wird das Unternehmen weiterhin ein wichtiger Arbeitgeber in der Region bleiben.

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