Vier Musikerpersönlichkeiten in brüderlicher Harmonie

Mettlach · Ein Programm abseits ausgetretener Pfade spielte das Rivinius-Klavier-Quartett am Sonntag bei den Kammermusiktagen in der Mettlacher Abtei und bekam dafür viel Applaus.

 Die Rivinius-Brüder (v.l.): Siegfried (vorne), Benjamin, Paul und Gustav. Foto: Musik & Theater Saar

Die Rivinius-Brüder (v.l.): Siegfried (vorne), Benjamin, Paul und Gustav. Foto: Musik & Theater Saar

Foto: Musik & Theater Saar

August Bungert, ein um 1900 recht erfolgreicher Komponist, von Brahms preisgekrönt, Autor monströser Opern, die Wagner in den Schatten stellen sollten, ist heute kaum mehr als ein Lexikoneintrag. Und das zu Recht. Denn Bungerts Klavierquartett in Es-Dur, das die Rivinius-Brüder bei den Kammermusiktagen Mettlach zu Gehör brachten, ist leider nicht mehr als ein gefälliger Nachhall großer Vorbilder. "Und Dein Streben sei's in Liebe / und Dein Leben sei die That!" steht über der Partitur. Tja, das allein reicht wohl nicht.

Wesentlich interessanter ist das Klavierquartett von Gunther Schuller, dem kürzlich wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag verstorbenen US-Amerikaner deutscher Herkunft. Dieser vielseitige Musiker schuf unter anderem Auftragskompositionen für die New Yorker und die Berliner Philharmoniker , trat aber auch als Jazzmusiker mit Dizzy Gilles-pie und Miles Davis auf und verband E-Musik mit Jazz. In seinem Klavierquartett "On light wings" wechseln gespenstische Floskeln, die an seine Paraphrasen über Paul Klees ,,Zwitschermaschine" erinnern, mit motorischen Strecken. Die Rivinius-Brüder fanden für die gekonnt instrumentierten Aphorismen eine breite Skala an Klangfarben und zeigten bei beiden Werken imponierend hohe Konzentration, genaues Zusammenspiel und bestechend einheitliche Intonation.

Qualitäten, die auch im abschließenden Klavierquartett von Camille Saint-Saëns hörbar wurden. Eindrucksvoll der melancholische Cantus firmus im zweiten Satz, konterkariert von den markanten Einwürfen des Pianisten , brillant hingetuscht das an Mendelssohn orientierte Scherzo. Deutlich wurde, dass die von Rezensenten gern beschworene brüderliche Einheit durchaus auch vier individuelle Musikerpersönlichkeiten zulässt. Der Cellist Gustav Rivinius, international erfolgreicher Solist und Tschaikowky-Preisträger, dominierte ungewollt durch seine klangliche und ausdruckmäßige Präsenz, sein Bruder Benjamin an der Bratsche löste sich immer wieder wohltuend aus der sonst üblichen Demut der Mittelstimmen, beim Pianisten Siegfried Rivinius wechselte mühelose Virtuosität mit kraftvollen Impulsen, während Geiger Paul Rivinius ungeachtet seines instrumentalen Könnens und feinen Tons eigentümlich zurückhaltend blieb. Stürmischer Beifall, eine Beethoven-Zugabe.

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