Viele Quelle-Shop-Betreiber geben nicht auf

St. Ingbert/Saarlouis/Merzig. Die Nachricht kam am Frühstückstisch. Sekunden, die ein Leben ändern. Quelle wird abgewickelt, hieß es im Fernsehen. "Wir waren völlig geschockt", erzählt Heike Montada, die mit ihrem Lebensgefährten Oliver Clüsserath zwei Quelle-Shops in St. Ingbert und Saarbrücken-Dudweiler betreibt

St. Ingbert/Saarlouis/Merzig. Die Nachricht kam am Frühstückstisch. Sekunden, die ein Leben ändern. Quelle wird abgewickelt, hieß es im Fernsehen. "Wir waren völlig geschockt", erzählt Heike Montada, die mit ihrem Lebensgefährten Oliver Clüsserath zwei Quelle-Shops in St. Ingbert und Saarbrücken-Dudweiler betreibt. Nur ahnen habe man etwas können, da sich Lieferzeiten immer mehr in die Länge gezogen hätten: von Tagen zu Wochen.Der Fassungslosigkeit folgt schnell ein Entschluss: Weitermachen. Denn Heike Montada hat viel zu viel Freude am Umgang mit Menschen. Insbesondere ältere Leute nutzten das Geschäft gerne zum persönlichen Gespräch und zur Beratung. Das seien die Vorteile von Shops. Internet könne das nicht ersetzen, sind Montada und Clüsserath überzeugt. Zumal der Service, insbesondere bei der Bestellung von Großgeräten wie etwa Waschmaschinen oder Kühlschränken auch einen Besuch zu Hause mit Abmessen, Liefern, Einbau und Entsorgung des Altgerätes umfasse, so Clüsserath.Derzeit läuft die Phase des Abverkaufs von Quelle-Waren mit kräftigen Nachlässen. "Wir versuchen jetzt, unsere Kunden umzustellen auf Artikel von Otto, Neckermann, Schwab und anderen", so Montada. Das biete eine Perspektive, war aber bisher wegen der Exklusivbindung an Quelle für die Shop-Betreiber verboten. Die ist jetzt aufgehoben. Viele Shop-Betreiber bieten darüber hinaus zusätzliche Warensortimente oder Dienstleistungen an: vom Verkauf von Wolle bis hin zur integrierten Post.Auch Ingrid Dorr mit ihrem Shop in Saarlouis-Roden will weitermachen. 22 Jahre ist sie dabei. Vor allem Stammkunden kommen. Denen gehe es nicht nur um den Kauf. "Viele kommen auch, weil sie einfach auch mal reden oder etwas erzählen wollen." Dorr fühlt sich von Quelle im Stich gelassen. "Die interessieren sich nicht mehr dafür, was ich mache." Sie wird mit Otto- und Neckermann-Artikeln weitermachen. Schon 18 Jahre nimmt auch Heike Hirtreiter in ihrer Quelle-Bestell-Annahme in Merzig-Besseringen Kundenwünsche entgegen. Zunächst war es für sie ein Zusatzeinkommen. Heute ist es ihre Existenz. Sie verkleinert sich etwas, zieht innerhalb des Ortes um. Für sie sind nun Otto, Neckermann, Schwab, Bauer und Weltbild attraktive Adressen. Auch zu ihr kommen vor allem ältere Menschen, die sich über ein Gespräch und Beratung freuen. Viele Betreiber an der Saar setzen weiter auf ein Shop-Konzept mit anderem Namen. Die Branchenriesen sind bereit, hilfreich zur Seite zu springen. Allerdings warnen sie vor zu hohen Erwartungen. Denn das Internet als Handelsmedium spielt auch in den Überlegungen von Otto sowie Neckermann eine wachsende Rolle. Thomas Voigt, Pressesprecher der Otto-Gruppe in Hamburg, betont gegenüber unserer Zeitung, das Unternehmen beabsichtige grundsätzlich nicht, die Zahl der eigenen Shops aufzustocken. Man denke eher an eine Reduzierung. Otto betreibt bundesweit rund 550 Shops, etwa ein Drittel so viel wie Quelle zu guten Zeiten. Voigt bietet den Quelle-Shop-Betreibern jedoch an, sich um Kooperationsmöglichkeiten mit Otto zu bewerben. Auch Neckermann zeigt sich grundsätzlich offen für eine Kooperation. "Wir haben bereits viele Anfragen von Quelle-Shop-Betreibern", bestätigt Monique Voß von der Neckermann-Unternehmenskommunikation. Man beliefere nach Kontaktaufnahme gerne auch kurzfristig mit Ware. Wie ein Konzept zur längerfristigen Zusammenarbeit aussehen könnte, werde noch geprüft. Allerdings, so Voß, "haben wir wegen unserer strategischen Fokussierung auf das Internet als Vertriebskanal keine Pläne, Quelle-Shops als stationären Handel zu übernehmen." "Die von Quelle interessieren sich nicht mehr dafür, was ich mache"Ingrid Dorr, Quelle-Shop Saarlouis-Roden

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