Viele Baustellen bei Siemens

München. Siemens hat derzeit nur selten gute Nachrichten zu verkünden. Konzernchef Peter Löscher, gerade in seine zweite Amtszeit gestartet, muss stattdessen auf vielen Baustellen wirbeln. Einbrechende Aufträge, trübe Konjunkturaussichten, Jobkürzungen, ein dickes Sparprogramm oder das Schicksal der Lichttochter Osram - die Problemliste ist lang

München. Siemens hat derzeit nur selten gute Nachrichten zu verkünden. Konzernchef Peter Löscher, gerade in seine zweite Amtszeit gestartet, muss stattdessen auf vielen Baustellen wirbeln. Einbrechende Aufträge, trübe Konjunkturaussichten, Jobkürzungen, ein dickes Sparprogramm oder das Schicksal der Lichttochter Osram - die Problemliste ist lang. Bei den Beschäftigten macht sich angesichts von Berichten über den Abbau von möglicherweise mehr als 10 000 Stellen Nervosität breit. In der Mitarbeiterzeitung versuchte Löscher jüngst zu beruhigen, ohne aber einen Stellenabbau auszuschließen.Mehr zum anstehenden Sparprogramm dürfte es im Oktober nach einem Führungskräfte-Treffen in Berlin geben. Spätestens im November bei der Vorlage der Jahresbilanz 2011/12 dürfte Löscher Einzelheiten vorstellen. Spannend wird der Termin ohnehin, denn der Konzern hat die Latte für das letzte Quartal hoch gelegt: In den ersten neun Monaten verbuchte Siemens 3,6 Milliarden Euro Gewinn im fortgeführten Geschäft. Um seine Jahresziele zu erreichen, muss Löscher im Schlussquartal bis Ende des Monats der Sprung auf 5,2 Milliarden Euro glücken.

Auch die Trennung von der Lichttochter Osram ist schwieriger als gedacht. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten sagte Siemens den geplanten Börsengang ab und will nun die Anteile an Osram an die Siemens-Aktionäre verteilen. Zuvor räumt Osram aber noch in der eigenen Bilanz auf: Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge schreibt Osram 100 Millionen Euro auf die 2011 zugekaufte Tochter Siteco ab. Siemens und Osram schweigen dazu.

Im Geschäft mit der Windkraft läuft es weiter trist. Dienstag kündigte der Konzern an, in den USA mehr als 600 Stellen zu kürzen. Jüngst hatte Siemens auch in Deutschland 500 Stellen in der Getriebefertigung für Windkraftanlagen gestrichen. Wenn die Gerüchte um das Sparprogramm stimmen, könnten weltweit Tausende Stellen dazu kommen. Etwa in der Trafo-Fertigung gibt es enorme Überkapazitäten. "Veränderungen - auch struktureller Art - gibt es auf Märkten und in Unternehmen immer, auch bei uns", hatte Löscher ein wenig umständlich auf die Frage der hauseigenen Zeitung nach Abbau-Plänen geantwortet.

Immerhin, auf die Frage nach Entlassungen erklärter der Manager der "Siemens-Welt": "Das war noch nie unser Ansatz und wäre viel zu kurz gedacht." Spannender als die Details des Sparprogramms ist aber die ausstehende Antwort auf die Wachstumsfrage. Auf 100 Milliarden Euro Umsatz will Löscher Siemens trimmen - versucht aber gleichzeitig, den langfristigen Charakter dieser Aussage zu unterstreichen. 2011 machte Siemens 74 Milliarden Euro Umsatz.

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