Verzicht und Verzauberung

Sulzbach. Der Flügel dröhnt, aber Gianluca Luisi bewegt den Körper kaum. Nur die Hände huschen wieselflink, mitunter hoch erhoben (wie Liszt es gern haben wollte) und vollgriffig auf die Tasten niederfallend. Ein pianistisches Laufwunder

Sulzbach. Der Flügel dröhnt, aber Gianluca Luisi bewegt den Körper kaum. Nur die Hände huschen wieselflink, mitunter hoch erhoben (wie Liszt es gern haben wollte) und vollgriffig auf die Tasten niederfallend. Ein pianistisches Laufwunder. Vier Scherzi von Chopin und sechs Paganini-Etüden von Liszt - virtuose Schwerstarbeit, an die sich nicht jeder Pianist traut: sprühende Läufe, gewagteste Sprünge, spinnwebfeine Anschlagsnuancen. Der Pianist muss nicht nur vertrackte Rhythmen sichern, sondern auch melodische Qualitäten entwickeln. Und bei Prestissimo-Orkanen wird "Leggiero" verlangt: "Leicht" dahingeperlt muss alles klingen - als wäre es ein harmloses Fingerspiel.Die Quadratur des Kreises? Nicht für Gianluca Luisi beim 1. Meisterkonzert der Saison 2011 am Freitag in der Sulzbacher Aula. Jeder Ton stimmt, auch im schlanksten Pianissimo herrscht durchsichtige Klarheit. Romantizismen (Chopin Scherzo E-Dur) mendelssohnscher Färbung kolorieren die Stimmung, der sanft schwebende, vergeistigte Geigenton (Liszt Arpeggio) wird den Tasten entlockt - hervorragend. Luisi verzichtet auf jedes Schaulaufen und verzaubert mit ästhetischem Feingefühl pianistisches Etüden-Rauschen zu lyrischem Geflüster. pes

Nächstes Meisterkonzert: 20. Mai, Aula Sulzbach: "Von Klassik bis Tango" mit dem Gelius-Trio der Münchener Philharmoniker.

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